Theatertransfer:Allianz mit Wolgograd

2411 Kilometer Luftlinie liegen zwischen München und Wolgograd. Das ist nicht nur eine geografische, sondern vor allem auch eine kulturelle Distanz, die durch das Theaterprojekt "Luftlinie 2411: Ein russisch-deutscher Theatertransfer" überbrückt werden soll. Ausgangspunkt für die kollektive Arbeit zwischen deutschen Theatermachern und jungen russischen Schauspielern, die im April 2015 in Wolgograd begann, waren Textfragmente aus Franz Kafkas 1931 erschienener unvollendeter Kurzgeschichte "Der Bau", in der die Protagonisten versuchen, sich in einem selbst geschaffenen Erdbau von der Gesellschaft und möglichen Feinden zu isolieren. Die Performance, die aus improvisiertem Material entstanden ist, zeigt drei Wesen, die in einer kargen Erdlandschaft gestrandet sind und nach einer vorsichtigen Annäherung versuchen, miteinander eine neue Gemeinschaft zu bilden.

Zu Beginn des interkulturellen Projekts unter der Regie von Wolfgang Nägele konnten sich die deutschen und russischen Schauspieler nur mit Hilfe eines Dolmetschers verständigen. Die wahrscheinlich größte Überraschung für den Regisseur war, dass trotzdem schon nach wenigen Tagen eine gemeinsame Theatersprache entstanden ist; Kommunikation nicht nur durch Sprache, sondern auch über die Körper und mit Hilfe von Requisiten. "Luftlinie 2411" war zunächst in Wolgograd zu sehen und wird nun als Gastspiel am 17. und 18. Oktober jeweils um 19 Uhr im Zwischennutzungsprojekt BieBie in Freimann gezeigt.

© SZ vom 17.10.2015 / PRAC - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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