The Soundtrack of our Lives "Origin":Zurück zu den Wurzeln

Lesezeit: 2 min

Musikalischer Geschichtsunterricht oder: Sechs Skandinavier suchen den Soundtrack für das Leben.

Wer sich auf die Fahnen schreibt, den Soundtrack unseres Lebens feilbieten zu können und dabei die Wurzeln ("Origins") der Rockmusik auf Tonträger zu bannen, der braucht dafür ein wenig Zeit. Und die nimmt sich die schwedische Formation The Soundtrack of Our Lives, kurz TSOOL. In über 50 Minuten widmen sie sich der "Kunst des klassischen Rocksongs in anthropologischer Form", wie es im Begleittext heißt. Klingt nach ein bisschen viel Pathos und bei ihrem Projekt "Wurzelbehandlung" greifen TSOOL auch tief in die Genre-Kiste.

Auf "Origin Vol. 1" haben die Sechs um Sänger Ebbot Lundberg zwölf Lieder zusammengetragen, die sie in echter Gruppenarbeit fertig gestellt haben: Einer schreibt den Text, die anderen liefern die Vertonung. Und das reihum. So einfach geht das. Lediglich Schlagzeuger Frederik Sandstein hat sich mit einem eigenen Songbeitrag zurückgehalten. Dennoch ist bei der Suche nach der Geschichte des Rock Material für 45 Stücke herausgekommen - genügend Soundfläche für mindestens zwei Nachfolge-Alben.

Der erste Teil aus dem "Origin-Œuvre" ist ein imposanter Zusammenschnitt aus exzentrischem Psychedelic-Rock garniert mit anmutigen Pop-Melodien. Wie das im Sechs-Minuten-Epos "Transcendental Suicide" heißt: "We're born to make you feel so high". Das gelingt vor allem bei so locker-luftigen Nummern wie dem Opener "I Believe I've found" oder dem Orgel- und Trompeten-lastigen "Lone summer dream", die das 60er-Jahre-Feeling kunstvoll hochleben lassen.

Das kann gelegentlich auch etwas übers Ziel hinaus schießen, vermag den Gesamteindruck aber nicht nachhaltig zu trüben.

So fühlt man sich im vielleicht etwas zu bombastischen Schluss-Stück "Age of no reply" mitunter in einen Doors-Song versetzt. Dagegen bieten Stücke wie die erste Single "Bigtime" und vor allem auch "Royal Explosion II" rhythmischen Gitarrensound, der mit druckvollem Schlagzeug nach vorne prescht.

Zeit für Melancholisches

Zeit für Melancholisches bleibt in ruhigen Momenten in "Song for the others" mit Zeilen wie "And tomorrow we all be so much better/ For what you borrow you just won't keep forever/ When you're gone to never disappear".

Genau mit diesem Abwechslungsreichtum besticht das vierte TSOOL-Studioalbum (wobei "Extended Revelation" aus dem Jahr 1998 nun erstmals in Deutschland als CD herausgebracht wird). Es ist eben nicht (nur) 60er-Jahre Nostalgie-Rock, der sich an damaligen Helden wie den Stones oder The Who entlang hangelt. TSOOL vermögen es, zeitlos schöne Melodien zu formen/arrangieren, die eine durchweg positive Grundatmosphäre schaffen, von der man sich gerne verzaubern lässt.

"Origin" ist ein eigenwilliger Streifzug durch die Musikgeschichte, der nahtlos an die Vorgänger-Alben wie "Welcome to the Infant Freebase" und "Behind the Music" anknüpft. Dafür hagelte es bereits Lobeshymnen der Musikpresse, Grammy-Nominierungen und auch Noel Gallagher höchstselbst hatte lobende Worte für TSOOL übrig. Was will man mehr? Mit dem neuen Album dürfte die allgemeine Begeisterung für die Rock-Historiker aus dem Norden weiter steigen.

The Soundtrack of our Lives, Origin Vol. I 1. Believe I've found 2. Transcendental Suicide 3. Bigtime 4. Heading for a breakdown 5. Mother one track mind 6. Midnight children 7. Lone summer dream 8. Royal Explosion (part II) 9. Wheels of boredom 10. Borderline 11. Song for the others 12. Age of no reply

Tourdaten: 17.10. - Köln, Live Music Hall 18.10. - Hamburg, Docks 19.10. - Berlin, Huxley's 21.10. - München, Elserhalle 22.10. - Offenbach, Capitol 26.11. - Wien, Planet Music 27.11. - Heidelberg, Karlstorbahnhof

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: