Tägliche BR-Seifenoper:Von null auf hundert in sieben Wochen

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Die erste tägliche Serie des BR - "Dahoam is Dahoam" - wurde gerade erst erfunden, soll im Oktober starten und 200 Folgen haben - ein Spontanprojekt sondergleichen.

Elmar Jung

Vor sechs Wochen wusste der Bayerische Rundfunk (BR) von seinem teuersten Projekt des Geschäftsjahres 2007 selbst noch nichts. Damals wurde BR-Fernsehdirektor Gerhard Fuchs in einer großen Redaktionskonferenz gefragt, ob er sich vorstellen könne, eine täglich laufende Serie, eine sogenannte Daily, für das eigene Programm produzieren zu lassen. So etwas hat es im BR noch nicht gegeben, und da sich der Sender - laut Fuchs - ohnehin jedes Jahr etwas Großes leiste ("im vergangenen Jahr war es der Papst in Bayern"), könne es dieses Mal eben eine Daily sein.

Wussten bis vor kurzem noch nicht von ihrem neuen Serienglück: Teresa Rizos, Peter Rappenglück und Pippi Soellner. (Foto: Foto: dpa)

Weil Kosten im unteren zweistelligen Millionenbereich entstehen, ist der BR für das Spontanprojekt "Dahoam is Dahoam" eine Kooperation mit der Münchner Produktionsfirma Polyscreen eingegangen. Die Polyscreen, ein Joint Venture der Constantin Film und der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft, wurde von Polyphon-Geschäftsführer Hubertus Meyer-Burckhardt und von Fred Kogel, dem Constantin-Vorstandschef, gegründet. Für Meyer-Burckhardt und Kogel sei die Serie angeblich eine Herzensangelegenheit. Eine gutbezahlte.

Dazu muss man vielleicht wissen, dass Kogel auf dem Lande wohnt. Also dort, von wo dem Zuschauer von Oktober an Freud, Leid und Neid in Form 28-minütiger Häppchen serviert werden. Gelebte Geschichten einer bayerischen Dorfgemeinschaft (mit 21 Einwohnern) will man beim BR zeigen. In dem fiktiven Ort Lansing, 50 Kilometer vor München, steht die Rivalität zweier Familien im Vordergrund, deren Konflikte nicht allzu ernster Natur sind und deshalb mit Humor gelöst werden können. Bestenfalls wird einen das an Franz Xaver Bogners Erfolgsserien Irgendwie und Sowieso oder Café Meineid erinnern, wenn es weniger gut läuft eher an eine Variante des Kitschformats Inga Lindström.

Daran will man beim BR aber lieber nicht denken und stattet die erste Staffel großzügig mit 200 Folgen aus. Es soll keine halben Sachen geben, wenn es um das "Kernstück" der Programmreform des Bayerischen Rundfunks geht, bei der unter anderem mehr Fiktionales im bisweilen etwas behäbig wirkenden Schema untergebracht werden soll. Der BR will jugendlicher daherkommen und das schnell. So schnell, dass das Casting sämtlicher Darsteller noch immer nicht abgeschlossen ist. Drehbeginn ist immerhin schon am 14. August. "Dieses Tempo ist unglaublich", meint der gehetzt wirkende BR-Sprecher Rudi Küffner. Anfang Juni hatte man von alledem noch keine Ahnung: "Das Projekt ist der Irrsinn."

Dahoam is Dahoam, BR, vom 8. Oktober an montags bis donnerstags 19.45 Uhr

© SZ vom 26.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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