Szene:Klatschen als Programm

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Mit dem Clap Club versuchen die Veranstalter, ein neues Format in Münchens Szene-Leben zu etablieren. Mit der Rapperin Taiga Treece sind sie auf gutem Weg

Von Dirk Wagner, München

Tatsächlich hätten die Veranstalter des Clap Clubs einen größeren Zulauf erwartet, verrät Nils Schwarz, im Team neben anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Mehrmals im Jahr will sein Team das Arri-Studio in der Türkenstraße für wenige Tage in einen temporären Club verwandeln, wo Partys, Konzerte und Lesungen stattfinden. Nach einem kurzen Pre-Opening im Herbst fand im Dezember nun mit Whiskey Foundation, Aloa Input und anderen Künstlern die erste Staffel des Clubs statt. Bands wie Fiddler's Green aus Nürnberg lockten auch die technischen Voraussetzungen des Arri Studios, die sehr gute Video-Mitschnitte der Auftritte ermöglichen.

Sollte nun auch ein Konzertfilm entstehen von der CD-Präsentation der Münchner Rapperin Taiga Trece im Clap Club, könnte man glauben, der Club sei eine riesige Halle, in der gerade ein Megastar gefeiert wird. Denn die ganze Show von Taiga Trece suggeriert trotz des betont familiären Bezugs zum Publikum mehr Stadion als Club. Ganz im Stil großer Shows wechselt Taiga Trece auch mal das schwarze Outfit der ersten Konzerthälfte gegen ein weißes in der zweiten Hälfte. Allein; die Pause, die darum entsteht, hätte besser genutzt werden müssen.

Schließlich ist ihr Mitstreiter DJ Matus ein herausragender Mann aus Mexico City, der nun ruhig in einem kleinen Solo-Intermezzo den Münchner Zuschauern weitere mexikanische Spielarten des Hip-Hop hätte aufzeigen können. Zusammen mit DJ Matus wird Taiga Trece übrigens ihr Debüt-Album "La Cholemana" auch auf einer Mexiko-Tournee präsentieren. Oder ihr Sänger Jerome Morris, mit dem Taiga Trece schon oft genug die Hip-Hop-Kollegin Ebow live unterstützt hatte, hätte mit seiner Soul-Stimme nun solo das Publikum gewinnen können. Stattdessen teilen DJ und Sänger das Publikum in zwei Hälften und wetteifern, wessen Hälfte lauter jubelt. Immerhin jubeln beide Hälften, was die großartige Stimmung im Club unterstreicht.

Wie könnte die angesichts von Taiga Treces Auftritt aber auch schlecht sein. Schließlich werden die Beats des DJs hier eindrucksvoll vom Schlagzeuger Dominik Scherer verstärkt. Die Sänger Terezita Tischler und Jerome Morris sichern auditiv und optisch die Symmetrie. Und DJ Matus bereichert den Hip-Hop mit mittelamerikanischen Zutaten. Taiga Trece selbst rappt mal auf spanisch, mal auf deutsch. Ihre bilingualen Songs adeln sie zur Weltbürgerin, die sich in Mexiko genauso daheim fühlt wie in München, wo Familie und Freunde leben. Ihre eigentliche Heimat scheint allerdings die Musik zu sein. "Ich habe Rap schon länger als meine Tage", erklärt sie selbst ihre musikalische Authentizität, die die albernen Posen anderer Rapper nicht braucht: "Kleide dich nur wie Unterschicht, wenn du Unterschicht sein willst", schreibt sie allen Wohlstands-Gangsta-Rappern ins Tour-Tagebuch.

Nächster Clap Club Termin: 13. Feb., 2016, Lesung mit Andreas Hofmeir

© SZ vom 21.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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