SZ-Serie: Slam drüber:Aus dem Keller ins Foyer

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Ayna Steigerwalds Lesereihe "Liaison" im Theater Hoch X

Von Ramona Dinauer

An der minimalistischen Bauhaus-Bar des Foyers lehnen Menschen mit schwarz gerahmten Brillen und trinken Weißwein aus perfekt polierten Gläsern. Die Grautöne der expressionistischen Wandgemälde finden sich in den Polstern der wenigen Sitzbänke und in den Strickpullovern der darauf sitzenden Gäste wieder. Zum ersten Mal geht an diesem Abend Ayna Steigerwalds Lesereihe "Liaison" im Foyer des Hoch X-Theaters über die Bühne. "Zuvor waren die Lesungen in einem Underground-Keller, wo eine ganz andere Atmosphäre herrschte und alles ungeordneter war - wenig Budget, viel Fantasie, ein Ort des Ausprobierens, von außen nahezu unbehelligt", sagt die Kuratorin.

"Das Hoch X genießt eine bessere Sichtbarkeit, die hoffentlich auch auf die Lesungen abfärben wird", sagt Steigerwald. Einmal im Vierteljahr werden in dem Theater künftig drei meist junge, kaum bekannte Autoren ihre Prosa- und Lyriktexte vortragen. Zum Auftakt liest Markus Hallinger, der bevorzugt über sein Heimatdorf Frauenried schreibt - ein Ort, wo die Zeit pulsierend vergeht und der Geruch eines verendeten Fuchses ihn in den Keller lockt.

An den kleinen Tisch im Lichtkegel setzt sich danach eine zarte Person mit Lippenpiercing und Pudelmütze. Die Autorin Désirée Opela spricht über Schönheit, bei der es egal ist, dass sie nicht echt ist, wenn man sie beim Weinen im Spiegel übt. Die dritte Autorin an dem Abend, Paula Fürstenberg, hat im vergangenen Jahr ihren ersten Roman "Familie der geflügelten Tiger" veröffentlicht, in dem die Ich-Erzählerin ihren aus der DDR geflohenen Vater nach 19 Jahren wiedertrifft.

Zwischen den hohen, weißen Wänden und den voll besetzten Bänken führt die elfenhafte Ayna Steigerwald durch das Programm, die sich gerne aller Formen des künstlerischen Ausdrucks annimmt. So auch der Projekte ihres Künstlerkollektivs "Momentos", bei denen Fusionen von Foto, Video, Lyrik und Klang entstehen. Und wer in einem Künstlerkollektiv ist, sollte natürlich auch in einem Theaterkollektiv sein: Mit diesem verwirklicht sich Steigerwald im Rationaltheater. Mit der "Liaison"-Reihe setzt die Künstlerin den aufgeheizten Poetry Slams der Stadt ein stilles, reduziertes Pendant entgegen. "Es geht nicht darum zu küren", sagt Steigerwald, "es geht mir nicht um den maximalen Bespaßungsfaktor".

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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