SZ-Serie: Die Stunde der Dichter:Am Tag, als der Ministerpräsident starb

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Eine denkende Frau: Ricarda Huch machte sich in ihrem Tagebuch ihre eigenen Gedanken über das Attentat auf Eisner. (Foto: Scherl/SZ-Photo)

Ricarda Huch galt als konservative Intellektuelle. Den Mord an Kurt Eisner beschreibt sie halb entsetzt und halb pragmatisch

Von Sabine Reithmaier, München

Der 21. Februar 1919 ist ein strahlender Vorfrühlingstag in München. Ein Tag, an dem man nicht umhin könne, sich glücklich zu berauschen, findet Ricarda Huch. Die gebürtige Braunschweigerin lebt schon seit 1912 mit kleineren Unterbrechungen in München oder genauer in einem Gartenhaus der Kaulbachstraße 35. Die Schriftstellerin ist gerade ziemlich en vogue wegen einer, wie sie an eine Freundin schreibt, "Schundgeschichte". Ihr Kriminalroman "Der Fall Deruga" war 1917 erschienen, ein Buch, das sie angeblich nur geschrieben hatte, um 20 000 Mark vom Ullstein-Verlag zu erhalten. Später wurde der Roman zwei Mal verfilmt und Marcel Reich-Ranicki zählte es zu den Büchern, die ihn schon in seiner Jugend beeindruckt hätten.

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