Stoiber kritisiert "Tal der Wölfe":"Rassistischer und anti-westlicher Hassfilm"

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Der umstrittene türkische Irakkriegsfilm säe Hass und Misstrauen, sagte der bayerische Ministerpräsident und forderte alle Kinobetreiber auf, den Film nicht mehr zu zeigen. In einem Münchner Kino hatte der Film Applaus für besonders brutale Szenen erhalten.

"Dieser unverantwortliche Film fördert nicht die Integration, sondern sät Hass und Misstrauen gegen den Westen", sagte der bayerische Ministerpräsident laut Bild am Sonntag. Der Film wolle zu einem Kampf der Kulturen führen und spiele den Radikalen in die Hände.

"Ich fordere die Kinobetreiber in Deutschland auf, diesen rassistischen und antiwestlichen Hass-Film sofort abzusetzen."

Kritiker werfen dem Actionfilm, in dem ein türkischer Geheimdienstheld im Irak gegen die Amerikaner kämpft, eine extrem einseitige und antiwestliche Darstellung des Irakkriegs vor.

"Klar Position beziehen"

Er beginnt mit der Schilderung einer wahren Begebenheit aus dem Irakkrieg, als US-Soldaten im Nordirak türkische Militärposten verhaften und ihnen Säcke über den Kopf stülpen, was in der Türkei für große Empörung sorgte.

Die Kritik an dem Film entzündet sich vor allem daran, dass der Westen, Christen und Juden als Feindbild der islamischen Welt dargestellt würden. So entnehme in einer Filmszene ein jüdischer Arzt irakischen Gefangenen Organe, die für den Export in die USA, nach Großbritannien und Israel bestimmt seien.

Stoiber forderte die Türkei zu einer klaren Stellungnahme auf: "Nach der positiven mäßigenden Rolle der türkischen Regierung zu den Mohammed-Karikaturen wäre auch jetzt zu diesem antiwestlichen Hass-Film ein klares Wort notwendig. Ziel dieser üblen Stimmungsmache sind auch die Kultur und die Werte Europas, und hier sollte der EU-Kandidat Türkei klar Position beziehen."

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland appellierte an alle Kinobesitzer, den den Film sofort abzusetzen. Wer den Film zeige, unterstütze den Hass auf jüdische Menschen, wird Zentralrats- Vizepräsidentin Charlotte Knobloch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zitiert.

US-Streitkräft vor Kinobesuch gewarnt

Nach einem Bericht der Zeitung Münchner Merkur hatte der Film in einem Münchner Kino Applaus für besonders brutale Filmszenen erhalten. Für Jubel bei den überwiegend jugendlichen türkisch-stämmigen Besuchern habe insbesondere eine Szene gesorgt, in der ein Amerikaner mit einem Krummdolch ermordet wird.

Dem Zeitungsbericht zufolge riet die US-Kommandatur in Europa ihren Streitkräften, sich von Kinos fern zu halten, in denen der Film gezeigt wird.

"Tal der Wölfe" ist die Kinoadaption einer in der Türkei erfolgreichen TV-Actionserie. Darin geht es um die tatsächlich passierte Verschleppung türkischer Soldaten durch amerikanische Elitetruppen im Nordirak. In der mit 8,4 Millionen Euro teuersten türkischen Kinoproduktion aller Zeiten nimmt ein türkischer "Rambo" Rache - ein gigantischer Publikumshit in der Türkei.

Stoiber hatte sich außerdem besorgt über immer neue Folterbilder aus dem Irak geäußert und ein klares Signal der USA gegenüber der islamischen Welt gefordert.

"Wer wie die USA überall auf der Welt für Freiheit und Menschenwürde eintritt, sollte sich hier nicht angreifbar machen", sagte er. Es müsse unmissverständlich deutlich gemacht werden, "dass diese Folterbilder mit den Werten der westlichen Welt nichts zu tun haben".

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