Stars und Newcomer:Traditionelles mit Blick nach vorn

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Typische Haltung: Jazz-Bassist Ron Carter bei der Arbeit. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Beim Jazzfest in Burghausen kommen Jung und Alt zum Zug

Von Oliver Hochkeppel, Burghausen

Zum 47. Mal dreht sich vom 8. bis 13. März im malerischen Burghausen alles um Musik : Die Internationale Jazzwoche ist damit das älteste kontinuierliche der wichtigen europäischen Jazzfestivals. Eine solche Tradition will gepflegt werden, wofür schon Jazzprofessor Joe Viera steht, der von Anfang an und bis heute als künstlerischer Leiter für das Programm zuständig ist. Mit fast allen Großen, die er nach Burghausen holt, verbinden ihn persönliche Erinnerungen, von denen er unnachahmlich berichtet, wie man bei der Programmvorstellung im Münchner Presseclub wieder erleben durfte. Etwa wenn er Ron Carters ironischen Satz zu einem angeberischen Hobby-Bassisten zitiert: "Wenn ich das alles von Ihnen vorher gewusst hätte, hätte ich gestern noch geübt."

Die 78-jährige Basslegende - für mehr als 2200 Aufnahmen von Guinness World Records zum Weltrekordhalter ernannt - bestreitet zusammen mit der WDR Bigband und dem Star-Akkordeonisten Richard Galliano den Eröffnungsabend - wie gewohnt nach dem Vorspiel durch die Sieger des Europäischen Burghauser Nachwuchs-Jazzpreises. Der wird bereits zum achten Mal verliehen und gehört damit zu den Mechanismen, die das Festival nicht nur auf Tradition, sondern auch nach vorne ausgerichtet haben. Das umfasst den abschließenden "Next Generation Day" mit jungen deutschen Jazzern, diesmal der exzellenten deutsch-brasilianischen Sängerin Yara Linss, dem Sextett der Tenorsaxofonistin Birgitta Flick und dem klassischen Klaviertrio Turn. Außerdem hat sich der Samstagabend im Stadtsaal zur Plattform für den aktuellen Jazz entwickelt. Mit der witzigen Band Hildegard lernt fliegen des aufregenden Schweizer Vokalartisten Andreas Schaerer und dem Neo-Jazzrock-Quartett Electric Epic des französischen Saxofonisten Guillaume Perret sind heuer zwei der spannendsten europäischen Jazz-Neuerer am Start. Schließlich hat sich der Acid- und Nu-Jazz-Freitagabend im Gum (diesmal mit Jazzanova) als Retro-Schnittstelle für Jung und Alt bewährt.

Der Tradition sind die großen Konzerte in der Wackerhalle verpflichtet. Hinzu kommen der Blues-Nachmittag, der Jazz in den Altstadt-Kneipen am Samstag und die abermals von Kirk Lightsey geleiteten Jam Sessions im Keller des Mautner-Schlosses. Wer will, kann heuer, abgesehen von der französischen Bigband-Nacht mit Les Lapins Superstars und Electro Deluxe, zwei Leitlinien finden: Große Bassisten, kommt doch außer Ron Carter auch Fusion-Legende Stanley Clarke; und große Trompeter, geben sich doch in Franko Ambrosetti zusammen mit Dusko Goykovich und Enrico Rava als Gast des Schlagzeugers Sangoma Everett gleich ihrer drei die Ehre. Die Tradition futuristisch hochleben lässt eine App, die durch Burghauser Jazzgeschichte samt "Street of Fame" führen wird.

47. Internationale Jazzwoche Burghausen, 8. bis 13. März, www.b-jazz.com

© SZ vom 13.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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