Staralbum (21):Sean Penn

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Wenn es darum geht, was den Schauspieler Sean Penn wirklich ausmacht, ist seine Frisur in "Dead Man Walking" ein guter Ausgangspunkt. Merkwürdige Tolle, seltsame Koteletten. Die Frisur eines armen Mannes aus den Südstaaten. Wie man so sagt: White Trash. Sean Penn spielt einen Vergewaltiger und Mörder, der auf seine Hinrichtung wartet - und sein Ethos als Schauspieler steckt schon in dieser Frisur. Er schwitzt den Trash aus jeder Pore. Nicht offensichtlich. Nicht heimlich, und doch wieder cool. Er erlaubt sich keine Distanzierung. Kein Betteln um Sympathie. Das muss man sich mal vorstellen: Ein Schauspieler, der nie um Sympathie für seine Figuren betteln würde. Und erst recht nicht für sich selbst. Das gibt's doch gar nicht, denkt man. Und deshalb sagt Sean Penn auch immer wieder, wie sehr er die Schauspielerei im Grunde hasst. Penn fehlt gern bei Oscarverleihungen. Beim Dreh seines neuen Films "Sweet and Lowdown" wurde er beinah wegen "böswilligen Fernbleibens vom Drehort" belangt. Woody Allens Regie passte ihm nicht. Er verkündete in Interviews, Nicolas Cage habe sich ans System verkauft, und beendete damit eine alte Freundschaft. Was sein muss, muss sein. Und, bester Beweis extremer Toughness: Er konnte mit Madonna verheiratet sein, ohne wie ein Schlappschwanz und willenloser Samenspender auszusehen.

Sean Penn (Foto: N/A)

Penn ist das filmische Äquivalent von verschwitztem, authentischem Rock. In der Musik würde er dafür nur ausgelacht, da ist dieser Mythos längst diskreditiert. Beim Film funktioniert das anders. Vielleicht liegt es daran, dass das Kino schon aus dem Geist der Lüge geboren wurde, jedenfalls nahm die Ehrlichkeit hier niemals industrielle Ausmaße an. So ist Sean Penn, der alte Rocker, praktisch der Einzige, der öffentlich Witze über Steven Spielberg macht, oder einem früheren Kumpel und heutigen Großverdiener auch mal sagt, er könne sich zum Teufel scheren. Auch wenn er seinen eigenen Ansprüchen nicht immer gerecht werden kann - dafür muss man ihn lieben.

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