Staralbum (20):Kevin Spacey

Es war einmal, da war er der Mann mit jeder Menge Verantwortung. In "Glengarry Glen Ross" zum Beispiel, 1992, wo er einen kleinen Haufen erfolgloser Immobilienmakler im Griff hatte - man denkt an diese Geschichte zurück, wenn man in "American Beauty" Annette Bening sich in diesem gnadenlosen Geschäft versuchen sieht.

Kevin Spacey (Foto: N/A)

Ein wenig schien der junge Spacey mit seinen zahlreichen Rollen sich in die Tradition Jack Lemmons zu spielen - kleine, rundlich-glatte Figuren, die im Angestelltenmilieu herumtrödeln, in der Miller-Mamet-Welt, die fasziniert durch ihre Farblosigkeit. Das Reich der namenlosen John Does gewissermaßen. Ausgerechnet unter diesem Namen hat er sich dann von diesem Rollentypus gelöst - in "Seven", 1995, von David Fincher, in der vielleicht merkwürdigsten Rolle seiner bisherigen Karriere. Er signalisiert auch das Ende seiner Rollenentwicklung: Verzögerung, Stagnation, Stillstand. Ein ruhender Stein, der Moos ansetzt. Das Mysteriöse macht die "Seven"-Rolle nicht unbedingt interessant, aber es strahlt weiter auf die nächsten Filme, bis hin zum eher pragmatischen Auftritt in "L. A. Confidential", 1997: Spacey ist weiter einer unter vielen, einer der besseren losers - einer muss halt gleicher sein als die andern.

Sein neues Genre, auch "American Beauty" zeigt es, ist das zeitlose morality play, als Spielart zum amerikanischen Traum: die Welt als Garten von Gut und Böse. Als schwules Gegenstück, als süffigen Gegenspieler zum maskulin-steifen Clint Eastwood hat er sich lustvoll präsentiert, die beiden ergeben einen irren Laurel-und-Hardy-Verschnitt: die radikale Schönheit des amerikanischen tit for tat.

göt

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