Staralbum aus der Süddeutschen Zeitung (8):Molly Parker

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Blass und doch voller Leben, klar und doch voller Geheimnisse: so erschien uns ihr Gesicht vor zwei Jahren in Lynne Stopkewichs düster-romantischem Filmpoem "Kissed". Molly Parker spielte darin eine Alice im Wunderland des Todes. In ihrem faszinierenden Porträt eines morbiden Mädchens, das sich von klein auf für tote Körper interessiert und später als Leichenbestatterin ihre nekrophilen Neigungen auslebt, hält sie die Balance zwischen kindlicher Unschuld und Tabubruch, zwischen Sinnlichkeit und Transzendenz. Die unzähligen Sommersprossen auf Parkers heller Haut, eingerahmt von dunklem Haar, ergeben eine mysteriöse Textur, die fasziniert. Man möchte dieses seltsame Girl umarmen, und weiß doch, dass sie sich immer entziehen wird. Es ist gerade auch Molly Parkers Spiel zu verdanken, dass Stopkewichs Märchen über die Natürlichkeit des Abseitigen eher verzaubert als verstört. Dieses Jahr konnte man die Kanadierin, die am Anfang ihrer Karriere viel Fernsehen gemacht hat, beim Münchner Filmfest sehen, als Partnerin von Lorraine Bracco und Veronica Ferres in Gabrielle Cristianis wunderlicher Komödie "Ladies Room". Als Motorrad fahrende Jung-Schauspielerin, die einer älteren Diva im Beruf und in der Liebe Konkurrenz macht, ist sie rasant, provozierend und verletzlich in einem. Jetzt spielt sie bei Winterbottom in "Wonderland". In ihrer Rolle als werdende Mutter mit Beziehungsproblemen, schwankend zwischen Verzweiflung und Sehnsucht, trägt sie doch einiges dazu bei, dass London am Ende des Films zu leuchten beginnt hinter dem Schleier des grauen Alltags. Denn in Molly Parkers Blick liegt fast immer etwas Magisches. Sie strahlt Hoffnung aus bei aller Melancholie. Mit der schönen, merkwürdigen Molly Parker ist in Zukunft noch zu rechnen.

Molly Parker (Foto: N/A)

hasch

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