Star Wars:"Es ist nicht so leicht mit dem Bösen, wie wir es oft so gerne hätten"

Lesezeit: 11 min

George Lucas hat mit seinen Star-Wars-Filmen die Geschichte des Kinos umgeschrieben. Wieso spricht er mit Robotern? Ist er wirklich Republikaner? Und warum ist er so schüchtern? Ein Interview.

Von Alexander Gorkow

George Lucas, 61, schuf mit "Star Wars" die "lukrativste Trademark der Filmgeschichte" (Profil). Nach und nach drehte Lucas ein Kinomärchen, von dem anfangs kaum jemand außer ihm selbst überzeugt war. Bevor die erste Folge nach turbulenten Dreharbeiten im Mai 1977 in die amerikanischen Kinos kam und ihm zu einem spektakulären Erfolg verhalf, war Lucas schon mit seinem düsteren Weltraumfilm "THX" aufgefallen (seiner Abschlussarbeit an der Universität) sowie durch die hinreißende Komödie "American Graffiti", einer Hommage an seine eigene rebellische Kleinstadtjugend. George Lucas ist Chef seines milliardenschweren Filmimperiums und lebt mit drei Adoptivkindern nördlich von San Francisco.

Ist er Republikaner? George Lucas im Interview. (Foto: Foto: AP)

SZ: George Lucas, eine etwas peinliche Frage zu Beginn, wir sitzen ja hier in den Abbey Road Studios...

Lucas: ... Sie wollen wissen, ob ich draußen mal wie die Vier von den Beatles über den berühmten Zebrastreifen gelaufen bin...

SZ: ...genau...

Lucas: ... vor vielen Jahren, ja. Zusammen mit ein paar Leuten aus der Crew, mein Freund Frank Oz war noch dabei. Wir sind fast über den Haufen gefahren worden, wenn ich mich recht erinnere. Ihre Frage ist nicht peinlich. Das Foto, das wir gemacht haben, war peinlich. Ich glaube, von mir sieht man nur eine Hand und die Hälfte eines ängstlichen Gesichts.

SZ: Es ist natürlich nichts Besonderes für Sie, hier in den Studios zu sein, oder?

Lucas: Nein, nicht mehr. Es ist Arbeit. Nichts weiter. Viel Arbeit. Und da wir gerade im Hintergrund das London Symphony Orchestra hören und John Williams dabei sehen, wie er es dirigiert, muss ich Ihnen sagen: Es ist am Ende auch immer gute Arbeit gewesen, die wir hier abgeliefert haben. Hören Sie dieses Orchester?

SZ: Ja, es ist wirklich sehr toll.

Lucas: Es ist das beste Orchester, das Sie bekommen können. Sehen Sie die Bilder da oben auf der Leinwand? Das ist das Finale, nach fast 30 Jahren ¸¸Star Wars".

SZ: Sehr bewegend.

Lucas: Sie dürfen vor der Premiere kein Wort darüber verlieren, was Sie da sehen!

SZ: In diesem Studio haben die Beatles gespielt, Mister Lucas, dort hinten am Pult saß der Produzent George Martin, und . . .

Lucas: ...und draußen schreiben sie immer noch diese Liebesschwüre auf die Mauer.

SZ: Aber es berührt Sie nicht über die Maßen, sicher.

Lucas: Ach, wissen Sie, ich bin hier zum soundsovielten Mal. Und die Gründe für Abbey Road sind immer dieselben.

SZ: Nämlich?

Lucas: Punkt 1: Eine sensationelle Akustik! Das fand schon Edvard Grieg, lange vor den Beatles und vor Pink Floyd. Punkt 2: Der verehrungswürdige John Williams fühlt sich wohl hier. Das ist wichtig.

SZ: Mister Lucas, vor mehr als 30 Jahren schrieben Sie die komplette "Star Wars"- Geschichte auf ein paar Zettel - nun kommt das alles zu einem Ende. Man kann sagen, Sie haben in der Zwischenzeit die Geschichte des Kinos umgeschrieben, sowohl in filmtechnischer Hinsicht, wie ja auch in geschäftlicher.

Lucas: Womöglich kann man das sagen, ja.

SZ: Sie müssen unglaublich stolz sein.

Lucas: Ich bin ein glücklicher Mann. Stolz ist so ein Begriff, naja. Aber glücklich. Ja. Ich war nie an der Leine der großen Studios. Ich war immer ein unabhängiger Filmemacher. Und ich habe mir meine Freiheiten sehr erkämpft. Es ging mir halt immer darum, diese Geschichte zu erzählen.

SZ: Fühlen Sie sich missverstanden?

Lucas: Wieso sollte ich?

SZ: Sie sind, was zu belegen ist, der erfolgreichste Regisseur der Welt. Keiner hat solche Zuschauerzahlen, keiner hat die Kinotechnik in den letzten 30 Jahren so revolutioniert. Trotzdem sind Sie bei Kritikern nie recht beliebt gewesen, oder?

Lucas: Nun, das stimmt nur zum Teil, es gibt in den USA schon auch ein paar Kritiker, die Filme auch dann mögen, wenn sie erfolgreich sind. Zum einen. Zum anderen: Wenn Sie einen Film drehen, der viele Millionen Dollar kostet, muss er nicht Kritikern gefallen, sondern dem Publikum. Das ist wirklich alles sehr einfach.

SZ: Trotzdem galt der Respekt, den man Ihnen entgegenbrachte, meist eher dem Trickspezialisten Lucas, dem Techniker Lucas, weniger dem Geschichtenerzähler Lucas, oder?

Lucas: Wessen Respekt?

SZ: Nun ja...

Lucas: Nein, nein, mal anders gefragt: Was ist das Geheimnis des wirklich unglaublichen Erfolgs von ¸¸Star Wars"? Warum gehen zig Millionen Menschen ins Kino, um sich das anzuschauen?

SZ: Das frage ich Sie.

Lucas: Es ist die Geschichte natürlich. Nichts weiter. Ohne eine gute Geschichte und ohne gewisse Werte, die durch eine Geschichte transportiert werden, können Sie alles vergessen, die großartigen Spezialeffekte, die wunderschönen Raumschiffe, dann das Merchandising, alles.

SZ: Wieso dann die Kritik?

Yoda, eine der legendären Star-Wars Figuren. Heute abend zu sehen auf Pro7. (Foto: Foto: dpa)

Lucas: Möglicherweise aus einem einfachen Grund: Ich drehe - im weitesten Sinne - Science-Fiction-Filme. Wenn ich mich für dieses Genre entscheide, muss ich die Grenzen des technisch Machbaren ausloten, ich muss experimentieren, entwerfen, bauen, herumspielen, viel Geld, oh, sehr viel Geld investieren, um die Möglichkeiten auszureizen. Ich kann mich nicht entscheiden, einen Science-Fiction-Film zu drehen und die Leute dann mit windschiefen Raumschiffen für dumm verkaufen. Also gründete ich recht bald eine Firma, um diese Möglichkeiten zu erforschen und zu erweitern, und wir sind da technisch aufgrund der Digitalisierung noch lange nicht an einem Endpunkt. Sie werden sehen, dass diese technischen Möglichkeiten mehr und mehr auch jenen nutzen, die nicht in erster Linie große Filme drehen. Und zwar aus dem einfachen Grund: Es war noch nie preiswerter, Filme zu machen.

SZ: Sie sprachen von Werten. Von welchen Werten - außer dem Kampf Gut gegen Böse - handelt "Star-Wars"?

Lucas: Nun, von jenem Kampf handelt das Leben, davon handelt die Geschichte der Menschheit. Film ist Kommunikation. Und wenn Sie mit Menschen kommunizieren wollen, müssen Sie von anderen Menschen erzählen.

SZ: Oder von Robotern, die so lustig sind, wie Menschen es sein können.

Lucas: So ist es. Und wenn Sie vielen Menschen etwas von anderen Menschen erzählen wollen, etwas, das bewegt, das touchy ist, dann müssen Sie vom Kampf des Guten gegen das Böse erzählen! Das ist es, was bewegt. Das beschäftigt uns alle täglich, das beginnt im Kindergarten, erreicht seinen traurigen Höhepunkt meist . . .

SZ: ...im Büro...

Lucas: ...genau, bei der Arbeit, und endet dann im Krankenhaus. Und worum geht es nun in "Star Wars"? Um das Gute und das Böse. Und darum, worum es am Ende immer geht beim Finale im Kampf des Guten gegen das Böse: um die Erlösung. Das ist die Geschichte des guten Jungen Luke Skywalker und seines bösen Vaters Darth Vader. In der nun erscheinenden letzten Folge gehen wir bis zum Ursprung von allem zurück. Und die Menschen werden nun sehen, dass das Böse, dass Darth Vader also nie einfach böse war, dass er vielmehr mal gute Absichten hatte, dass es nicht so leicht ist mit dem Bösen, wie wir das oft so gerne hätten.

SZ: Sondern?

Lucas: Dass wir Einflüssen ausgesetzt sind. Und dass wir ihnen bis zu einem bestimmten Punkt auch hilflos ausgesetzt sind. Bei Kindern zum Beispiel oder schwachen oder geschwächten Menschen sind die Möglichkeiten, sich gegen schlechte Einflüsse zu wehren, nicht da oder nur gering ausgeprägt. Es sind dann diese Einflüsse, die aus einem guten Menschen einen schlechten machen. Für die Werte, die Sie heute haben, sind Sie selbst verantwortlich. Aber es gab mal eine Zeit, als Ihnen diese Werte vermittelt wurden. Genauso wie es eine Zeit gibt, wo man - womöglich - durch einen einzigen Schritt eine falsche Richtung einschlägt. Das klassische Drama. Davon handelt nun der letzte der sechs ¸¸Star Wars"-Filme.

SZ: Inwiefern?

Lucas: Wir sehen Darth Vader an einem Punkt in seinem Leben, an dem er den Pakt mit dem Teufel eingeht. Tragisch. Finster.

SZ: Der ganze Film?

Lucas: Ich denke, es ist der düsterste der sechs. Ich habe ihn - wie ich es seit 1977 mache - meinem Freund Francis Ford Coppola gezeigt. Und wissen Sie, Francis ist in Filmdingen ein wirklich cooler und schwer zu beeindruckender Hund.

SZ: Und?

Lucas: Er hat sehr geweint.

SZ: Kommen Menschen vornehmlich mit guten Eigenschaften auf die Welt?

Lucas: Ich denke, wir Menschen kommen im Regelfall, und verstehen Sie mich da nicht falsch: recht gleich und leer auf die Welt. Das ist wie eine seelenbegabte Festplatte, verstehen Sie? Was Sie da nun draufprogrammieren, bei Ihren Kindern zum Beispiel, das ist Ihr Job. Das ist wie ein Gefäß, das Sie nun füllen, das nun so oder so durch seine Umwelt gefüllt wird.

SZ: Ich frage mich gerade, ob Hitler - wie Darth Vader - erst böse wurde. Sicher war sogar auch er für die Hitlers daheim ein recht niedliches Baby, oder? Und leicht hatte er es dann ja auch nicht.

Lucas: Oh, das entschuldigt andererseits natürlich nichts. Und wenn ich sage, dass wir im Regelfall recht gleich auf die Welt kommen, so bin ich sehr sicher, dass es auch von dieser Regel Ausnahmen gibt. Glaube ich, dass Hitler sehr böse Anlagen von Geburt an hatte? Ja, das glaube ich.

SZ: Seit Ihrer Scheidung ziehen Sie Ihre drei Adoptivkinder als alleinerziehender Vater auf, wie haben sich die Werte verändert seit der Zeit, als Sie jung waren?

Lucas: Nun, die Welt hat sich verändert, nicht wahr? Und meine Kinder wachsen wirklich mit einem anderen Vater auf als ich damals. Ich meine, mein Vater war ein Farmer, ein wunderbarer Mann, aber erzkonservativ, wie wir Amerikaner es mitunter zu sein pflegen. Und ich bin 1944 geboren, meine ganze Jugend war noch geprägt vom Eindruck des Zweiten Weltkrieges, und dieser ultimative Kampf des Guten gegen das Böse spielte immer noch die tragende Rolle. Wir haben diesen Kampf dann im Kalten Krieg fortgesetzt, wenn auch nicht mit militärischen, sondern hauptsächlich mit ökonomischen Mitteln, denke ich. Meine Kinder wachsen mit einem anderen Vater auf - und in einer anderen Welt.

SZ: Der Kampf Gut gegen Böse ist das amerikanische Thema auch der letzten Jahre.

Lucas: Natürlich, es ist und bleibt das amerikanische Thema schlechthin.

SZ: Ihre Nation befindet sich im Krieg.

Lucas: Es handelt sich aber nicht um einen Weltkrieg, ich meine, die Welt ist heute komplizierter, verworrener als vor 60 Jahren, oder? Wir führen im Irak einen lokalen Krieg. So wie wir in Vietnam auch einen lokalen Krieg geführt haben.

SZ: Immer mit dem Argument, dass das Gute gegen das Böse siegen müsse.

Lucas: Sicher ja.

SZ: Ihr Präsident sprach sogar von einer ¸¸Achse des Bösen", wie Sie wissen . . .

Lucas: Wie ich weiß, ja.

SZ: Sie reden nicht gerne über Politik.

Lucas: Wer sagt das?

SZ: Nun, es ist unmöglich, von Ihnen politische Festlegungen, zum Beispiel auch parteipolitische Festlegungen zu finden, wenn man sich durch die Archivmappe "Lucas, George" wühlt. Nicht Ihr Ding?

Lucas: Oh, ich rede viel über Politik. Mit meinen Angestellten zum Beispiel, auch mit meinem Freund Steven Spielberg spreche ich fast nur über Politik.

SZ: Darf ich mal etwas konkreter werden?

Lucas: Mmh...

SZ: Unterstützen Sie den Krieg im Irak?

Lucas: Nun ja, die Leute wollen ihn. Sie hatten kürzlich die Wahl zwischen zwei Präsidentschaftskandidaten. Sie haben den gewählt, der diesen Krieg wollte.

SZ: Gut so?

Lucas: Es waren demokratische Wahlen. Die Leute haben ihn gewählt.

SZ: Ich habe mit einer Kollegin eine Wette laufen, Mister Lucas.

Lucas: Jetzt gerade?

SZ: Ja, absolut. Sie sagt: "George Lucas ist Republikaner. Die ganze Ideologie von 'Star Wars', der zur Not bewaffnete Kampf der Guten gegen die Bösen, das ist das ur-republikanische Thema, welches Lucas aufs All erweitert."

Lucas: So, mmh...

SZ: Außerdem besitzen Sie ein Privatvermögen von drei Milliarden Dollar, und als einer der reichsten Amerikaner ist man sicher eher Republikaner, und bei den drei Milliarden ist ja der Wert Ihres Firmenimperiums noch gar nicht eingerechnet...

Lucas: Wo haben Sie das gelesen? In "Forbes"?

SZ: Stimmt.

Lucas: Sie sollten nicht alles glauben, was in der Zeitung steht. Auch nicht, was in "Forbes" steht. Mein ganzes Geld, oder sagen wir: fast mein ganzes Geld steckt in meinen Projekten, das können Sie mir glauben. So habe ich es immer schon gemacht. Ich habe mit den "Star Wars"-Filmen sehr viel Geld verdient. Und ich habe es immer dazu benutzt, fern der großen Studios meine Sachen durchzuziehen, unabhängig zu bleiben.

SZ: Sicher, aber...

Lucas: Wissen Sie was? Ich bin ein absolut lausiger Geschäftsmann.

SZ: Wie bitte? Wer, wenn nicht Sie, hat das Thema Merchandising derart vorangetrieben? Von linker Seite des Betriebs wurde Ihnen nachgesagt, Sie hätten für Geld die Seele des Kinos verkauft.

Lucas: Halt, stop! Beamen Sie sich mal eben ins Jahr 1976 zurück. Ich drehte den ersten "Star Wars"-Film. Wir hatten das Budget sehr, sehr weit überzogen. Der Rohschnitt war eine Katastrophe. Es lief falsch, was nur falsch laufen konnte. Ich wurde ernsthaft krank vor Stress. Die "20th Century Fox" wollte die Dreharbeiten damals beenden, um die finanzielle Katastrophe irgendwie zu begrenzen.

SZ: Wenn man die Fotos sieht von damals, Mister Lucas, hat man den Eindruck, da haben ein paar Hippies ein paar Raumschiffe und Roboter gebastelt.

Lucas: Nun, den Eindruck hatten gewisse Herren bei der "Century Fox" damals auch. Zunächst. Ich bot dann an, ihnen sozusagen entgegenzukommen. Aber die Merchandising-Rechte mussten bei mir bleiben, das war mir wichtig.

SZ: Das war weitsichtig.

Lucas: Das muss man heute so sehen. Damals musste man es noch nicht so sehen. Wie Sie vielleicht wissen, rechneten wir definitiv nicht damit, dass der Film alle bis dahin aufgestellten Kassenrekorde brechen würde. Ich konnte mich dann ja erst ums Merchandising kümmern, als es sozusagen schon zu spät war. Die kleine Fabrik, die die "R2 D2"-Puppen herstellte, wäre fast explodiert, die Leute mussten Monate auf ihre Sachen warten. Dass ich die Merchandising-Rechte später nicht mehr hergegeben habe, dafür würde ich mich nun ungerne entschuldigen...

SZ: Ich jedenfalls habe in dieser Wette, von der ich eben sprach, dagegen gewettet. Ich habe gesagt: ¸¸Der ist kein Republikaner. Am Ende wird in ,Star Wars" mit Witz und Idealismus gesiegt, nicht in erster Linie mit Waffen." So sieht die Wette aus, zu der Sie nun, wie ich erwartete: schweigen. Wenn Sie auch nett lächeln.

Lucas: Hören Sie mal: Ich komme aus einer wirklich sehr konservativen Familie. Mein Vater war Republikaner, und was für einer!

SZ: Wurde daheim viel über Politik geredet?

Lucas: Nein. Mein Vater hatte seine Werte. Die waren sehr klar. Und die tat er kund. Wie gesagt, es war die Zeit nach dem Krieg, Amerika hatte geholfen, die Welt von einem Aggressor zu befreien. Vaters Werte standen nicht zur Debatte.

SZ: Ihre Biografie liest sich weniger konservativ. In den sechziger Jahren gehörten Sie in Modesto zu einer Gang, die Autos frisierte und damit herumraste. Eine dieser Rasereien überlebten Sie nur knapp.

Lucas: Ich habe das später in "American Graffiti" verarbeitet, der Film spielt in jenem Modesto, in dem ich aufgewachsen bin.

SZ: Dann entdeckten Sie eine Kamera ...

Lucas: ... und dann studierte ich Film.

SZ: Ja.

Lucas: Ja.

SZ: Und meine Wette?

Lucas: Also - aufgepasst! Ich lebte in den sechziger Jahren in San Francisco. . . . Okay?

SZ: Und?

Lucas: Niemand - ich betone: niemand - der in den sechziger Jahren in San Francisco herumlief, 20 Jahre alt war und noch dicht im Kopf, niemand von diesen Leuten war oder wurde mal ein Republikaner! Das ist unvorstellbar! Die härtesten der linken Abgeordneten, die heute noch in Washington herumlaufen, sie haben ungefähr mein Alter und waren in der Mitte der sechziger Jahre wo? In San Francisco.

SZ: Sie sind kein Republikaner.

Lucas: Sie haben Ihre Wette klar gewonnen.

SZ: Auch hatte ich Sie mir viel schüchterner vorgestellt.

Lucas: Ich bin schüchtern. Ich bin wirklich nicht der Typ, der viel Wind macht, oder?

SZ: Sie sagten mal, Sie redeten lieber mit Ihren Robotern statt mit Menschen.

Lucas: Das ist jetzt aber auch wieder totaler Nonsens! Stand das auch in der Zeitung?

SZ: Yep!

Lucas: Habe ich mir gedacht. Ich weiß, wie das Gerücht zustande kam: Als ich das erste "Star Wars"-Script herumzeigte, sagten nicht wenige Leute mit einer jeweils eigenen Meinung, ich solle diese beiden Roboter da "rausnehmen. Die wollten, dass ich mich entscheide: Auf der Seite der Guten entweder Menschen - oder Roboter. Aber Menschen und zwei Roboter, noch dazu einer, der aussieht wie ein alter VW und ständig umfällt, und ein anderer, der redet wie der Butler von der Royal-Shakespeare-Company, das gehe nicht. Ich höre die Leute noch in den Hörer schreien: "George, put the robots out, put the robots out, put the robots out!" Natürlich habe ich mich absolut geweigert!

SZ: Einen der beiden Roboter habe ich eben hier im Studio gesehen, wenn mich nicht alles täuscht, und zwar den blasiert englisch sprechenden, der hinter der Haut von C-3PO steckt.

Lucas: Ja, Anthony Daniels. Er hört sich heute das Orchester an. Das ist gut so. Er soll es sich auch mal gut gehen lassen, jetzt, wo alles zu Ende geht. Er hatte es sicher mitunter am schwersten von uns allen.

SZ: Wieso?

Lucas: Wenn Sie ständig in der Drehpause in Ihrem Kostüm vergessen werden, während die anderen zum Essen fahren, dann finden Sie das auch nur begrenzt lustig. Die Leute in den Blechkostümen konnten sich mitunter nur schwer verständlich machen. Und man musste sie da ja nicht nur da reinstecken, sondern auch wieder rausholen. Wir haben sie recht oft vergessen, wenn ich"s mir recht überlege.

© SZ am Wochenende vom 23.4.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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