Star-Album (172):Benicio Del Toro

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... spielt auch mal den Gegenentwurf zu einem Unschuldigen. Aber nicht hier im Star-Album!

sus

Man kann eigentlich schon stolz sein, wenn einem an dem Film "Swimming with Sharks" - da quält ein fieser Hollywood-Produzent seinen Assistenten - Kevin Spacey aufgefallen ist, der die Hauptrolle spielt und damals noch nicht berühmt war. Aber hat irgendjemand damals Benicio Del Toro bemerkt? Und wie konnte man einen wie ihn übersehen, dieses unvergleichliche Gesicht, das in einer Sekunde wunderschön und weich wirkt und in der nächsten monströs?

(Foto: SZ v. 17.04.2003)

Del Toro, 1967 in Puerto Rico geboren, ist ein Method-Mann aus der Stella-Adler-Schule und hat seit Ende der Achtziger kontinuierlich gearbeitet in Hollywood, schnell auch größere Rollen bekommen - in Bryan Singers "Die üblichen Verdächtigen" war er 1995 dabei, in Julian Schnabels "Basquiat" und in Terry Gilliams "Fear and Loathing in Las Vegas". Aber so richtig berühmt wurde er als Drogenfahnder, bei einem Balanceakt zwischen Gut und Böse, zwischen dem Bemühen um Integrität und Überlebenswillen - sein Javier war die zentrale Figur, in der alles zusammenfindet in Steven Soderberghs "Traffic" von 2000, einen Silbernen Bären hat Del Toro in Berlin dafür bekommen und einen Oscar als bester Nebendarsteller.

Seither spielt er also in der Oberliga, war - nicht unkomisch - als Diamantenräuber in Guy Ritchies "Snatch" zu sehen und, ein wahrhaft bewegender Auftritt, als vermeintlicher Kindermörder in Sean Penns Dürrenmatt-Verfilmung "The Pledge" - ein hilfloser, verwirrter Junge, der nicht einmal versteht, was ihm vorgeworfen wird. In William Friedkins "Die Stunde des Jägers", der diese Woche bei uns anläuft, spielt er sozusagen den Gegenentwurf zu diesem Unschuldigen - einen, der sich seiner Umwelt viel zu sehr bewusst wird und der am Ende genauso gefangen und ausgeliefert ist wie in Penns Version von "Das Versprechen". Che Guevara will Del Toro demnächst spielen - die Balanceakte zwischen Gut und Böse, Schönheit und Hässlichkeit sind einfach sein Ding.

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