Zur Zeit ist er auch im Werbespot einer Autofirma zu sehen, der gleichsam einen Epilog zu seinem ersten Erfolg, Mike Nichols' "Reifeprüfung", darstellt. Einst, als Sixties-Jüngling, bewahrte er die geliebte Katharine Ross davor, einen anderen zu heiraten und in der Bürgerlichkeit zu versumpfen. Jetzt, in der Werbung, ist er ein Vater, der die Tochter vor dem Traualtar und einem schusseligen Gatten rettet. Dustin Hoffman ist ein Rebell geblieben, ein kleiner, sanfter, unscheinbarer Rebell, oft komisch, manchmal bizarr und bösartig wie in Peckinpahs "Straw Dogs". Und er ist immer der Junge gewesen oder der Vater - oder beides zugleich. In "Little Big Man" von Arthur Penn ist er ein Hundertjähriger, der sich an seine Zeit als Greenhorn erinnert, in "Kramer gegen Kramer" ist er kindlich-unbeholfen als allein erziehender Vater, in "Rain Man" ist er gewiss jünger als Tom Cruise. Einen regulären Lover oder tatkräftig-aggressiven Mann hat er nie verkörpert, diese Zeitspanne zwischen Boy und Dad hat er seinem maskulinen Alter ego Al Pacino überlassen.
Gegen den Lauf der Zeit, gegen das Schicksal kämpft Hoffman oft an wie gegen Windmühlen. Er ist gewissermaßen der Sancho Pansa als Don Quijote, der Sidekick als Held in "Asphalt Cowboy", gegenüber Jon Voight, in "Papillon", mit Steve McQueen, in "All the President's Men", mit Robert Redford. All die wunderbar murmelnden und rappenden Hoffman-Typen, sein Ratso und sein Lenny, in Bob Fosses Film, nörgeln unaufhörlich, verzweifelt und glorreich über die Ungerechtigkeit der Welt. Zuletzt hat Hoffman in drei schönen Rollen überzeugt: als trauernder Vater in dem unterschätzten "Moonlight Mile", als richtig fieser Gangster in "Confidence", und jetzt als aufrechter Anwalt in "Das Urteil" - wo man sich immer fragt, ob er nicht doch zur Korruption fähig wäre, ob er nicht allein durch seine Aufrichtigkeit manipuliert. Was steckt hinter Hoffmans berühmtem Lächeln, das über Herzlichkeit und Ironie hinausgeht?
hasch