Star-Album (197):Nick Nolte

Lesezeit: 1 min

... ist nun aber mal ein harter Brocken, ein sehr harter. Gut. Nicht ganz so hart. Aber hart dran. Das wenigstens. Darum ist er nun im Star-Album.

"Ich spiele das Spiel immer bis zum Limit und pfeife auf die Konsequenzen", sagt Nick Noltes Charakter Bob Montaguet in Neil Jordans "The Good Thief". Dieser Satz trifft auch auf den Schauspieler Nolte zu, auf ein Leben und eine Karriere zwischen Exzess und Poesie, Gewalt und Leidenschaft. Im September letzten Jahres wurde Nolte wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet. Das Polizeifoto, das um die Welt ging, gleicht einem Selbstporträt aus der Hölle. Ein zerfurchtes Gesicht, tief liegende Augen, in denen ein letztes wütendes Feuer glimmt, ungewaschene Haare.

(Foto: SZ v. 9. Oktober 2003)

Den großen Penner Boudu hat Nolte bereits in den 80ern gespielt, in Paul Mazurskys "Down and Out in Beverly Hills". Eine Rolle, die einst den großen Franzosen Michel Simon berühmt gemacht hat. Und wie eine seltsame Mischung aus Marlon Brando und Simon kommt einem Nolte manchmal vor. Elementar amerikanisch ist er, fieberhaft und von Selbstzweifeln geplagt als Cop in "Nur 48 Stunden" und Schraders "Affliction", als pennerhafter Übervater in Ang Lees "Hulk". Er scheint immer auch zu flüchten vor seinem Amerikanertum, vor seinem Machismo. Kunst und Literatur sind Auswege. Mit den großen amerikanischen Literaten haben viele Nolte-Filme zu tun: Er hat Vonnegut und Arthur Miller verfilmt. Und man wünscht sich, ihn als zornigen Norman Mailer einmal zu sehen.

Wunderbar ist Nolte, wenn er zur Ruhe finden kann, wenn der wilde Mann den Blues hat und ihn auskostet. Als Deserteur, der im Dschungel ein heimliches Paradies herstellt in "Farewell to the King", als Liebender in Rudolphs "Afterglow" und jetzt als amerikanischer Meisterdieb in Paris bei seinem letzten Tango ist Nolte beinahe sublim in seiner Melancholie. Thank God for Nolte, einem der letzten amerikanischen Akteure, dessen Gesicht noch einer gelebten Landschaft gleicht.

hasch

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: