Star-Album (138):Winona Ryder

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Das Gesicht der "entrückten Ernsthaftigkeit".

(SZ vom 14.08.2002)- In James Mangolds "Girl, Interrupted" treibt Winona Ryder ihre schwermütige Lieblingsrolle auf die Spitze - als suizidale Anstaltsinsassin scheint ihr Gesicht nur noch aus den riesigen braunen Augen zu bestehen, immer ist da der verletzte, haltlose Blick. In letzter Zeit macht sie eher mit unfilmischen Kapriolen auf sich aufmerksam als mit großen Rollen - da waren ein Schwächeanfall und die Kaufhausklau-Affäre. Aber eigentlich war das alles irgendwie absehbar: Wie geradlinig stellt man sich schon die Karriere einer Schauspielerin vor, die in einer Kommune aufgewachsen und das Patenkind von Timothy Leary ist?

Winona Ryder in "Girl,Interrupted". (Foto: N/A)

Die meisten Filme, die sie gemacht hat, passen jedenfalls ganz gut zu diesem Image - das Besondere an Winona Ryder war immer, dass sie so verdammt glaubwürdig war in den Rollen zerbrechlicher, unglücklicher, leicht beschädigter Mädchen. Da waren Jerry Lee Lewis' viel zu junge Ehefrau in Jim McBrides "Great Balls of Fire", und Kim, die "Edward Scissorhands" vom Dachboden herunterlockt bei Tim Burton, danach Chers unglücklich in einen Priester verliebte Teenie-Tochter in "Mermaids" und die Angebetete von "Dracula" bei Coppola - diese Mädchen haben Winona Ryder Ende der Achtziger berühmt gemacht, als sie selbst noch ein Teenager war. Sie hat ihnen eine entrückte Ernsthaftigkeit mit auf den Weg gegeben - und im Nachhinein sieht es so aus, als ob sie selbst dazu neigt, alles ein bisschen zu ernst zu nehmen.

Die Neunziger waren ihr Jahrzehnt, sie spielte in Jeunets "Alien: Resurrection" und in Bille Augusts "Geisterhaus". Immer wieder hat sie ihre Lieblingsrolle gespielt - in Scorseses "Age of Innocence" verliebt sich ihr Mann in Michelle Pfeiffer, in Ben Stillers Generation-X-Movie "Reality Bites" ist sie sowieso leicht desorientiert. Nun ist sie als hinterhältige Klatschreporterin in "Mr. Deeds" zu sehen - einer Komödie mit Adam Sandler. Vielleicht ist das ja der Aufbruch in ein anderes, leichteres Jahrzehnt. sus

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