Fangen wir einfach gleich mit der Geschichte an, die selbst in der Leitung der Bayerischen Staatsoper nicht alle kannten, die nichts mit Musik zu tun hat und doch einen gewissen Einfluss auf Anne Sofie von Otter hatte, auch wenn sie lange vor ihrer Geburt sich ereignete. Anne Sofie von Otters Vater, Göran von Otter, war Diplomat im Diensten der schwedischen Regierung und hatte im Rahmen seiner Tätigkeit auch in Nazideutschland zu tun. Im Jahr 1942 traf er auf einer Zugfahrt den SS-Offizier Kurt Gerstein, der kurz zuvor Zeuge der Massenvernichtung der Juden geworden war und dieses Wissen weitergeben wollte. Er vertraute von Otter, erzählte ihm, was er gesehen hatte, von Otter erzählte es in seiner Heimat jenen Stellen, von denen er glaubte, sie würden dagegen vorgehen - und dort wurden die Informationen sorgfältig weggeschlossen. Nichts passierte, die Gräuel gingen weiter.
Staatsoper:Perfekt lyrisch
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Anne Sofie von Otter, seit vielen Jahren eine der wandlungsfähigsten Mezzosopranistinnen, singt die Marcellina in Christof Loys Neuinszenierung von Mozarts "Le nozze di Figaro"
Von Egbert Tholl