Spielfilmtipps zum Wochenende:Tödliche Küsse

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Wunderbare Chroniken des Scheiterns, eine apokalyptische Romanze und strahlende Beispiele des neuen Film Noir: welche Filme Sie am Wochenende nicht verpassen dürfen.

Arnold Hohmann

Eine Romanze und die Apokalypse hat Regisseur Anthony Minghella vermählt in dem amerikanischen Bürgerkriegs-Epos Unterwegs nach Cold Mountain (Pro Sieben, Samstag, 20.15 Uhr).

Jude Law als Deserteur in "Cold Mountain": Regisseur Minghella gelang eine apokalyptische Romanze. Wer es brutaler mag, der sieht sich "Kiss of Death" mit Nicolas Cage an. (Foto: Foto: Reuters)

Ein Südstaaten-Soldat (Jude Law) desertiert, weil er sich von den Schlachtfeldern wegsehnt zu seiner großen Liebe. Sein Weg wird zu einer bildgewaltigen Passage durch ein verwüstetes Land, bevölkert von Menschen mit verwüsteten Seelen.

Die Musik wird dabei zu einem Hoffnungsträger: T-Bone Burnett produzierte den von Folksongs dominierten Soundtrack, Sting und Elvis Costello steuerten neue Titel bei, Jack White von den White Stripes tritt selbst auf und spielt - einen Musiker.

Überhaupt spielt die Musik im Film an diesem Wochenende eine große Rolle. In Beyond the Sea (ARD, Nacht zu Montag, 0 Uhr) zeigt Kevin Spacey als Regisseur und Hauptdarsteller seine Verbundenheit mit dem Sänger, Entertainer und Schauspieler Bobby Darin. Eine Chronik künstlerischen Scheiterns ist der Film: Darin schaffte nie den Sprung in die erste Reihe, sah sich nie auf einer Stufe mit seinem Idol Frank Sinatra.

Auch der Jazz-Gitarrist Emmet Ray (Sean Penn) in Woody Allens fiktiver Biographie Sweet and Lowdown hat in den dreißiger Jahren damit zu kämpfen, dass er hinter Django Reinhardt immer nur der Zweitbeste ist. Er kompensiert das mit der Flucht in die Rolle des selbstverliebten Frauenhelden - und Allen überzeugt mit einer schönen Hommage an den Swing (ARD, Nacht zu Montag, 2 Uhr).

Cage als asthmageplagter Killer

Wie man einen Film-noir-Klassiker gelungen modernisiert, zeigt Barbet Schroeder in Kiss of Death (Vox, Samstag, 20.15 Uhr). Er inszeniert die Geschichte eines V-Manns vor Hafenanlagen, auf Autofriedhöfen oder im Niemandsland verrosteter Industrieanlagen. Der Zerfall der Umwelt und der Werte gehen einher, die Moral von Gangster und Polizisten ist dieselbe. Nicolas Cage bleibt in dem Gewirr von Gewalt, Mord und Erpressung als asthmageplagter Killer in Erinnerung.

Im Gegensatz zu Schroeder versucht sich John Dahl in Red Rock West (ZDF, Nacht zu Sonntag, 0.05 Uhr) an der klassischen Rekonstruktion eines Film noir. Cage ist diesmal ein Loser, der mit seinem Wagen in einem gottverlassenen Nest hängenbleibt, wo man ihn mit einem erwarteten Profikiller verwechselt. Ein heimtückischer Sheriff taucht auf, eine Femme fatale spielt ihr doppeltes Spiel, ein Entkommen scheint unmöglich. Schnörkelloser und lakonischer hat das auch in den vierziger Jahren kaum einer hinbekommen.

Claude Sautet liebt Filme über Männer in Krisensituationen - wie Yves Montands Schrotthändler in César und Rosalie (Arte, Sonntag, 20.40 Uhr), der sich fragen muss, ob er seine jüngere Lebensgefährtin (Romy Schneider) nicht wieder mit deren Ex-Freund teilen muss. Während Sautet gern die Konflikte des Mittelstandes registriert, arbeitet sich Claude Chabrol vor allem an der fragwürdigen Moral des Bürgertums ab. Der Schlachter gehört zu seinen Meisterwerken (Tele 5, Nacht zu Montag, 0.15 Uhr), das Böse äußert sich in einigen Frauenmorden in der Provinz. Wie stets interessieren Chabrol weniger die Taten als das, was sie über den vermutlichen Täter verraten.

© SZ vom 12.1.2008/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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