Simon & Garfunkel:Schwamm über troubled water

Lesezeit: 2 min

Die Bestbeschaller aller Aufzüge touren wieder: Simon und Garfunkel treten - leila leila lei! - nach Jahren des Zankes wieder geinsam auf.

Ganz am Anfang ihrer Karriere, vor mehr als 45 Jahren, traten Paul Simon und Art Garfunkel unter dem Namen "Tom and Jerry" auf.

Paul Simon, r., und Art Garfunkel während der Pressekonferenz, auf der sie ihre erste gemeinsame Tour in 20 Jahren ankündigten. (Foto: Foto: AP)

Da konnten die beiden New Yorker Freunde, die später zum erfolgreichsten Folkrock-Duo der Welt wurden, noch nicht ahnen, dass ihre Beziehung eines Tages in einem Dauerstreit um Tantiemen zerbrechen würde. Nun gehen die beiden 61-Jährigen zur Begeisterung ihrer weltweiten Fangemeinde doch wieder als Simon & Garfunkel auf eine große Tournee.

"Egal, was die Gründe für unsere Kabbelei waren", sagte Simon am Dienstag im New Yorker Rockclub "The Bottom Line", "es wurde Zeit, zu vergeben und zu vergessen und nach vorn zu marschieren."

Das waren "Big News" für sämtliche US-Sender und - Zeitungen. Die Popularität des Duos, das sich in den 60er und 70er Jahren mit harmonischen Klängen und weichen Stimmen in die Herzen von Millionen gespielt hatte, ist ungebrochen.

"Old Friends" heißt die Comeback-Tour, die am 18. Oktober in Auburn Hills, der Autobauermetropole in Michigan, beginnt. Bis Ende Dezember treten Simon & Garfunkel in insgesamt 32 US-Städten auf.

Neues wird es dabei kaum geben, aber die Fans sind in Zeiten der Verunsicherung durch Terrorismus, Krieg und Wirtschaftsprobleme wohl auch vor allem auf die guten alten Songs und Sounds aus, die der Seele Frieden und Leichtigkeit bescheren.

"Sounds of Silence" zum Beispiel oder "The Boxer", "Homeward Bound", "Mrs. Robinson", "Cecilia" und natürlich auch "Bridge Over Troubled Water" - wem wird da nicht warm ums Herz?

"Wir wollen wieder einen Draht herstellen zu Menschen unserer Generation", sagte Simon bei der Tour-Ankündigung. "Wir wollen den Geist der 60er und 70er wieder aufleben lassen und nichts an unserem Werk dieser Jahre verändern."

Mehr als 40 Millionen Mal hatten sich die alten S&G-Platten allein in den USA verkauft. Man ahnt schon, dass die Live-Aufnahmen der "Old Friends"-Tour der Renner im weihnachtlichen CD-Geschäft werden.

Und auch Nachauflagen der alten LP-Erfolge wie "Wednesday Morning, 3 AM" von 1964, "Sounds of Silence" (1966) oder "Bookends" (1968) und "Bridge Over Troubled Water" (1970) dürften neue Käufer finden.

Geld hatte eine große Rolle gespielt, als sich "Tom and Jerry" in den 80ern so richtig in die Haare kriegten. Geld und Ehre. Es ging um die Aufteilung von Tantiemen und im Zusammenhang damit um die Frage, welcher der beiden Folkrock-Troubadoure den jeweils größeren künstlerischen Anteil an einigen ihrer gemeinsamen Welthits hatte.

Schwamm drüber, sagen sie nun. "Dies ist eine sehr tiefe, alte Freundschaft", erklärte Garfunkel den Reportern. Jahrelang hatte er im Schatten der Solo-Karriere von Kumpel Paul gestanden, der mit dem Album "Graceland" einen Welterfolg landete und einen echten Folkrock- Klassiker schuf. "Wir sind doch wie eine Familie, schließlich kannten sich schon unsere Mütter", erinnerte Garfunkel nun an die gemeinsame Zeit als High-School-Kids im New Yorker Bezirk Queens.

Das Kabbeln wollen die beiden nicht ganz lassen. Bei der Ankündigung der Tour gaben sie nicht nur ein paar überzeugende musikalische Kostproben, sondern zeigten auch, dass sie immer noch ganz gut sticheln können. Simon berichtete, dass sieben Musiker das Duo auf der "Old Friends"-Tour begleiten würden. "Ich werde der achte sein", fügte er hinzu und strich über seine Akustik-Gitarre. Darauf Garfunkel: "Und ich werde der neunte sein, meine Stimme ist auch ein Instrument."

Simon rollte erst mit den Augen, doch dann lächelte er seinen alten Freund zustimmend an.

© sueddeutsche.de / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: