Wolfgang Niedecken, Sänger der Kölner Band Bap, ist offenbar schwer erkrankt. Alle Konzerte der ab nächster Woche anstehenden Tournee seiner Band sowie alle Termine des Musikers sind auf unbestimmte Zeit verschoben worden. "Bis auf Weiteres stehen alle Planungen still", teilte die Plattenfirma Emi mit.
Niedeckens Management bestätigte die Erkrankung, machte darüberhinaus aber keine Angaben. In einer Erklärung heißt es: "Wolfgang Niedecken und seine Familie haben sich dazu entschlossen, keine weitere Stellungnahme zur aktuellen Situation abzugeben. Wir bitten daher eindringlich darum, von allen Anfragen abzusehen und die Privatsphäre von Wolfgang Niedecken und seiner Familie zu respektieren."
Laut Bild soll der 60-Jährige am Mittwochmittag um kurz vor halb zwei in seinem Haus in Bayenthal zusammengebrochen sein. Er sei gerade erst von einem Erholungsurlaub in den USA zurückgekehrt gewesen. Nun werde er in der Neurologie der Kölner Universitätsklinik behandelt.
Die Homepage von Bap ist momentan aufgrund der vielen Aufrufe nur schwer erreichbar. Viele Fans der Band äußern dort ihr Mitgefühl und hinterlassen Genesungswüsche für Niedecken. "Die Klassiker-Tour 2011" hätte am 8. November im niedersächsischen Worpswede beginnen sollen. Für diesen Monat waren 14 zum Teil bereits ausverkaufte Konzerte und eine Lesung geplant.
Der Sänger, Autor und Künstler Niedecken gehört zu den wichtigsten Figuren der deutschen Rockmusik seit den späten 70er Jahren. Er wurde 1951 in Köln geboren und ist heute für seine Heimatstadt eine der größten Identifikationsfiguren. Insbesondere in den 80er Jahren prägten Niedecken und Bap mit Songs wie "Verdamp lang her" und "Kristiallnaach" das Lebensgefühl einer Generation, die von den Nachkriegskindern bis zur Anti-Atomkraft-Bewegung reicht.
Der "deutsche Dylan"
Als Musiker hat Niedecken als einer der ersten deutschsprachige Rockmusik populär gemacht, wobei ihm der Kölner Dialekt mal hilfreich und mal hinderlich war.
Als Autor und Poet brachte er eine neue Qualität in die Songtexte, die sogar Heinrich Böll beindruckte. Deshalb nennt man ihn auch mit Fug und Recht den "deutschen Dylan". Nicht nur Köln bangt um einen Musiker, der Deutschlands Rockszene prägte wie kaum ein anderer, und dessen Alterswerk doch eigentlich gerade erst begonnen hat.