Schröder bei der Buchmesse:Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt

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Der Bundeskanzler hat in seiner Eröffnungsrede der Frankfurter Buchmesse an die Gemeinsamkeiten von Orient und Okzident erinnert und für mehr Dialog geworben.

Mit einem Aufruf zum Dialog zwischen dem Islam und dem Westen hat Bundeskanzler Gerhard Schröder die 56. Frankfurter Buchmesse eröffnet. "Wo Verständnis, Offenheit, Toleranz und auch Neugierde herrschen, da wird es nicht mehr gelingen, so leichtfertig Keile zwischen die arabische und westliche Welt zu treiben", sagte der Bundeskanzler und fügte hinzu: "Wer immer das dennoch versucht, dem sollten wir...entschieden entgegentreten." Die Arabische Welt ist Ehrengast der Buchmesse, auf der dieses Jahr 6.691 Aussteller aus 111 Ländern rund 350.000 Titel präsentieren. Etwa 1000 Autoren werden erwartet, darunter 200 aus den arabischen Region und aus dem Exil.

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, sagte in seiner Eröffnungsrede, niemand dürfe seine Welt anderen mit Gewalt aufzwingen. An den Westen appellierte er: "Lasst uns zusammenstehen gegen die Kräfte der Dunkelheit, der Gewalt und Unterdrückung." Die Eröffnungsfeier hatte sich wegen den strengen Sicherheitsvorkehrungen am Eingang des Kongresszentrums verzögert.

Kein "Kampf der Kulturen"

Wegen der Terroranschläge in den vergangenen Jahren sei in der westlichen Welt die Angst vor dem Islam gewachsen, räumte Schröder ein. Es gehe dabei jedoch nicht um einen "Kampf der Kulturen". "Wir sollten überhaupt mehr Vorsicht walten lassen, bevor wir Konflikte kulturell interpretieren", sagte Schröder. Stattdessen sollten die Kulturen gegen den Terror zusammenstehen.

"Für alle Staaten, auch die arabischen, ist damit die Verpflichtung verbunden, Terroristen und fanatische Geiselnehmer zu ächten und zu bekämpfen." Den Frieden in der Welt sieht der Bundeskanzler durch die Krisen im Nahen Osten und dem Irak bedroht. Im Irak werde Deutschland weiterhin einen Beitrag zum Wiederaufbau leisten. In einem Gemeinschaftsprojekt mit den Vereinigten Arabischen Emiraten würden irakische Polizei- und Militärkräfte ausgebildet.

"Wir tun das, damit die Menschen selbst in ihrem Land für ihre Sicherheit einstehen können", sagte Schröder in Anspielung auf die ausländische Militärpräsenz im Irak.

Schröder appellierte an die arabischen Völker, sich energisch für Frieden in der Region einzusetzen. "Es gibt im arabischen Raum hoffnungsvolle Zeichen für eine verstärkte Zusammenarbeit. Und die Arabische Liga hat hierbei eine wichtige Aufgabe." Ein geeintes Arabien erscheine heute noch als Utopie, doch das habe vor nicht einmal 60 Jahren auch für Europa gegolten. Zum Abschluss zitierte Schröder ein arabisches Sprichwort: "Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt." In der literarischen Einführungsrede bedauerte der ägyptische

Literaturnobelpreisträger Nagib Mahfus, dass der Westen sich erst wieder für die arabische Kultur interessiere, seitdem er seine Sicherheit durch den Orient bedroht gesehen habe. Die Rede des 92- jährigen Mahfus, der wegen seines Gesundheitszustands nicht reisen konnte, wurde von seinem Freund Mohammed Salmawy verlesen.

In Frankfurt sind dieses Jahr knapp ein Prozent mehr Aussteller vertreten als im Vorjahr. Damit habe die Messe ihre Position als "weltweite Leitveranstaltung" der Buchbranche ausgebaut, sagte Messe- Direktor Volker Neumann zum Auftakt. Die derzeitige Flaute im Buchgeschäft wertete der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Dieter Schormann, nicht als Ausdruck einer "Lese-Krise". Ursache sei vielmehr die allgemeine Konsumzurückhaltung.

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