Schauspiel:Barrieren überwinden

Lesezeit: 2 min

Das inklusive Theaterfestival "Grenzgänger" bringt internationale Produktionen nach München

Zum Inklusiven Theaterfestival "Grenzgänger" kommen in diesem Jahr Künstler aus Luxemburg, Bozen, Wien, Surrey, Berlin, Passau, Reutlingen und auch aus München selbst, wo die große künstlerische Feier des Miteinanders zum achten Mal stattfinden wird. Wie unterschiedlich Menschen mit Verlusten umgehen, erzählt zum Beispiel die britische Stopgap Dance Company. Vater und Tochter sind durch den Tod der Frau und Mutter in ihrer Trauer verbunden und trotzdem gehen sie damit so unterschiedlich um, dass sie einander fremd erscheinen.

Dave verbarrikadiert sich im Wohnzimmer, ist gefangen in den Erinnerungen an seine Frau und scheint immer mehr den Bezug zur Realität zu verlieren. Seine Tochter dagegen versucht, die Erinnerungen hinter sich zu lassen und der Isolation zu entkommen. Erst als ihr das gelingt, findet sie auch einen Weg zum Vater. Die Stopgap Dance Company, 2015 schon einmal beim Grenzgänger-Fest zu Gast, vertritt ein klares Anliegen: Ihre Tänzer sollen mit ihrer in Bewegung umgesetzten Poesie über Verletzlichkeit und Stärke Menschen dazu inspirieren, ihr Potenzial zu entfalten. Das Theater Thikwa aus Berlin bringt die Produktion "Zwillinge" mit Anne Tismer und Corinna Heideprem mit. Darin ist eine Begegnung zweier eigenwilliger Akteurinnen zu sehen, die zu ergründen suchen, wie sich Autismus anfühlt.

Die elf Tänzer der Wiener "Ich bin O.K." Dance Company stellen sich in "Kein Stück Liebe" der Frage, wie man sich angesichts der Bedrohungen etwas Leichtigkeit bewahren kann. In "Superabile", einem Theater-Comic für Kinder, Jugendliche und Erwachsene erzählen vier Schauspieler des Teatro la Ribalta aus Bozen von ihren Träumen. Dabei geben sie dem Zuschauer Einblicke in ihre Welt des Andersseins.

Doch das Festival hat nicht nur Tanz und Theater zum Gegenstand, sondern auch Bildende Kunst. Es wird eröffnet mit der Ausstellung "Die große Welle", in der Bilder von Hannes Gaensslen, einem Künstler des Ateliers HPCA, zu sehen sind. Diese Einrichtung der Werkstätten des Heilpädagogischen Centrum Augustinum wurde 1995 zur Förderung von Künstlern mit geistiger Behinderung gegründet. Hannes Gaensslen wurde 1967 in Reutlingen geboren und lebt in Unterschleißheim. Er zeichnet seit seiner Kindheit. In seinen Bildern beschäftigt er sich mit seinen Emotionen und seiner Umwelt. Dies geschieht durch die Kombination von verschiedenfarbigen Bändern, deren Auf und Ab seine Empfindungen wiedergeben und seiner Kunst einen hohen Wiedererkennungswert verleihen. Über sich selbst sagt der Künstler: "Ich bin der Farbdoktor."

Grenzgänger - Inklusives Theaterfestival ; Freitag, 30. März, bis Samstag, 8. April, in verschiedenen Theatern; www.grenzgaenger-theater.de

© SZ vom 29.03.2017 / her - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: