Was war das für eine Aufregung gewesen, die der Augsburger Bischof Walter Mixa unter der Woche angezettelt hatte mit seinem Verdikt auf die Kinderbetreuungspolitik von Familienministerin Ursula von der Leyen.
Mit ihrer staatlichen Förderung verleite sie Mütter dazu, ihren Nachwuchs bereits kurz nach der Geburt in Kinderbetreuung zu geben und degradiere die Frau zur "Gebärmaschine". So viel Polarisierung war lange nicht.
Am Sonntagabend gastierte nun jener provozierende Bischof bei Sabine Christiansen - und gab sich ganz versöhnlich und beschwichtigend. Aus dem Zusammenhang sei der Gebärmaschinen-Vergleich gerissen worden, ihm gehe es um echte Wahlfreiheit für die Frau: Ob sie ihr Kind in den ersten drei Jahren lieber selbst betreuen wolle (das wäre Mixas Wahlempfehlung) oder ob sie es in eine Kinderkrippe geben wolle.
Verbale Abrüstung
Auch von ideologischen Überhöhungen wollte er gar nichts mehr wissen: "Mir geht es nicht um ein Weltbild, mir geht es um das Wohl des Kindes." Und: "Ich bin nicht gegen Kinderkrippen, sonst wäre ich ja von vorgestern." So viel Relativierung war auch lange nicht.
Mit seiner verbalen Abrüstung entwaffnete der Bischof sowohl die Moderatorin als auch die Mitdiskutanten weitgehend. Christiansen gelang es nicht mehr, das Thema zuzuspitzen. Obwohl sie Gelegenheiten genug gehabt hätte.
Im konservativen "Kleinkinder gehören zur Mutter"-Lager übernahm die bis dato einer größeren Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Soziologin Gabriele Kuby von Mixa die Rolle des agent provocateur: Die in Schweden verbreitete Kindertagesbetreuung hätte dazu geführt, dass dort jedes dritte Kind psychisch gestört sei und an der niedrigen Geburtenrate in Deutschland sei noch immer der Pillenknick schuld.
Für Stirnrunzeln sorgte auch Wolfgang Grupp (der Mann, der seit gefühlten 20 Jahren den gleichen Werbespot zeigen lässt): Der Trigema-Chef ließ seine Kinder die ersten Jahre zwar von seiner Frau erziehen, hat den Nachwuchs aber inzwischen ins Internat geschickt. Immerhin da fragte Frau Christiansen nach.
Krippenplätze als Ermutigung
TV-Moderatorin Margarethe Schreinemakers und Unternehmerin Sabine Gütt, die Kind und Karriere unter einen Hut gebracht haben, hatten nicht viel zu sagen außer, dass sie Kinder und Karriere unter einen Hut gebracht haben.
Den besten Auftritt legte noch Armin Laschet hin, der in Nordrhein-Westfalen das schöne Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration leitet. Er wies Bischof Mixa darauf hin, dass auch die katholische Kirche Betreuungsplätze für Kleinkinder baut, plädierte für ein familienfreundlicheres Klima in den deutschen Unternehmen und schrieb der Politik ins Stammbuch, Paare durch mehr Krippenplätze zu mehr Kindern zu ermutigen.
Damit waren die 55 Talk-Minuten auch schon vorbeigeplätschert, ohne dass es Antworten auf den Sendungs-Titel "Wer rettet die Familie?" gegeben hätte. Kein Wunder, denn darum ging es in der Diskussion der letzten Tage nicht. Und in den Einlassungen der Christiansen-Gäste auch nicht.