RTL II, "Die Drews":Ein bisschen Spaß muss sein

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Manchmal rührend, manchmal grundlächerlich: Jürgen Drews singt wieder mal sein Lebenslied.

Von Willi Winkler

(SZ vom 20.08.2003) — Jürgen Drews hat in den 70er Jahren einen Schlager gesungen, der von der Natur und der freien Liebe handelte. Es war eine Liebe für einen Sommer, aber wie es manchmal so geht bei diesen hitzigen Affären, dieses Liedchen blieb an Jürgen Drews kleben.

Statt Autos zu reparieren oder Bier auszufahren oder sonst einer seriösen Beschäftigung nachzugehen, ist Jürgen Drews seit über 25 Jahren dazu verdammt, dieses eine Lied zu singen. Als sein eigener Zombie singt er es in Bierzelten und Kurorten, in Fußgängerzonen und gern auch auf Wohltätigkeitsbasaren.

Anwärter auf den Titel des Peinlichkeitsweltmeisters

Darüber ist er älter geworden, nennt sich jetzt "König von Mallorca" und ist immerhin ernsthafter Anwärter auf den Titel des regierenden Peinlichkeitsweltmeisters.

Solche Prätentionen erfordern den ganzen Mann. Jürgen Drews hält seinen Hintern in die Kameras und lässt die dahinter wartenden Kugelschreiber über ein Lifting spekulieren. Er besorgt sich eine junge Frau und rüstet sie, so viel Spaß muss sein, mit einem strammen Doppelpack Jute-statt-Plastik aus.

Ramona hat ihrem Gönner offenbar ein Mädchen geboren, das neben Papa Drews auch noch mit dem Namen Joelina geschlagen ist. Und weil zur Familie auch ein altersschwacher Dackel gehört, war für RTL 2 das Ensemble für eine weitere Familien-Soap fertig, die Montagabend unter dem Titel Die Drews lief und noch zwei weitere Folgen andauert.

Dreiviertelnackt und verkatert

Wer sie nicht gesehen hat, ist ein besserer Mensch geblieben, auch wenn es nicht wesentlich peinlicher war als das bisherige Drews'sche Gesamtwerk. Die vier zanken sich zärtlich, Drews macht zotige Bemerkungen über die Nachrüstung seiner Frau, sagt öfter "Scheiße!", zeigt sich dreiviertelnackt und ein wenig verkatert.

Eine Szene zeigt den ganzen, den wahnsinnigen, grundlächerlichen und dann doch so rührenden Drews: Da steht er auf dem Schulhof herum, sucht seine sechsjährige Tochter, die er versetzt hat und fragt dann ihre Mitschüler, ob sie ihn vielleicht kennten, singt ihnen, weil sie ihn ja doch nicht kennen, die ersten zwei Zeilen seines bekanntesten Schlagers vor, singt wirklich und wahrhaftig "Ein Bett im Kornfeld..." Jürgen Drews ist vielleicht König von Mallorca, aber in Deutschland die so genannte ärmste Sau.

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