Heute Babel zu sagen, heißt Europa sagen. Die Wahrheit ist, dass die Vermischung von Sprachen und Kulturen allzu häufig dazu führt, einander nicht zu verstehen. Wer sich anders ausdrückt, wer anders lebt, hätte uns anderes zu erzählen, weil ihm der Begriff einer fest gefügten und geregelten, mittlerweile durch die weltweit stattfindende Mobilisierung überholten Staatsbürgerschaft fremd ist. Der Umzug von einem Haus in ein anderes wurde durch die Verlagerung von Völkern ersetzt. Könnten wir Babel also auch als Heimat bezeichnen?
Heimat hat in der Sprache, in der ich schreibe, keine Entsprechung. Das "bun dé" am Morgen sage ich auf Ladinisch, in meiner Muttersprache, und gehe also unweigerlich von meinen ladinischen Wurzeln aus, um auf Italienisch einen genuin deutschen Begriff zu beschreiben. Damit hätte ich, die Perspektive zweifelnd begrenzend, meine konfuse Heimat eigentlich schon benannt. Glücklicherweise aber ist Heimat mehr als die Zugehörigkeit zu einem Ort und zu einer Sprache.
Heimat ist viel eher Ursprung von Innerlichkeit; es umfasst das ganze Bündel, das unser Aufwachsen an einem Ort ausmacht, zusammen mit unserer Familie. Und dabei will ich es auch schon belassen, kommen mir doch all die Menschen in den Sinn, die von ihren Heimatorten fliehen müssen, weg von ihren familiären Ursprüngen. Vielleicht ist es in diesem Moment daher angebracht, sie zu fragen, was der Begriff Heimat bedeutet. Heimat ist die gute Gefährtin, gerade für die Elendsten. Sie, die nach dem erzwungenen Verlust niemals wieder so etwas Ähnliches wie ihre Heimat erlangen werden. Nur in den Gedanken, im Herzen der Menschen lässt sich dieses Wort bewahren. Mag Heimat auch ein Wort der deutschen Sprache sein - was es beinhaltet, gehört letztendlich keiner Sprache an, umso weniger in Europa.
(Aus dem Italienischen von Alma Vallazza )