Robert Schumann:Engel und Dämonen

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Robert Schumann hörte eine ganze Nacht lang im Geiste eine Melodie, Ursache wohl: eine Reizung des Schläfenlappens. Seine Halluzination verarbeitete er in den "Geistervariationen". (Foto: dpa)

Sein Leben und Werk als Hörbiografie und als zehnteilige Reihe im Radio auf BR-Klassik

Von Egbert Tholl

Sechs, sieben Jahre zuvor hatte sich Friedrich Wieck noch mit Händen und Füßen gegen die Heirat gesträubt. Er konnte sie nicht verhindern, obwohl er öffentlich Roberts Trunksucht und dessen Unfähigkeit zu einem ordentlichen Leben ins Felde führte. Dann kam 1843 der enorme Erfolg von Robert Schumanns Oratorium "Das Paradies und die Peri" - und Clara Schumanns Vater suchte die Aussöhnung mit seinem Schwiegersohn. "Feindseligkeit ist für Friedrich Wieck nicht mehr opportun, seit Schumann Erfolg hat."

Ein winziges Detail in der Hörbiografie "Schumann - die innere Stimme" des Bayerischen Rundfunks, die auf CD erhältlich ist und nun von 26. November bis 7. Dezember auf BR-Klassik gesendet wird, Montag bis Freitag, jeweils um 18.05 Uhr. Jörg Handstein hat sie geschrieben, mit großer Liebe zu Anekdoten, zur Musik Schumanns, zu den Menschen Robert und Clara. Vollgepackt mit erlesenen Musikbeispielen, die freilich nur als Schnipsel erklingen, weil man ja so viel erzählen muss, übers Werk, übers Leben. Udo Wachtveitl spricht den Erzähler, Matthias Brandt Robert Schumann, Brigitte Hobmeier Clara - bei ihr kann man sich sehr leicht vorstellen, dass Clara nach der Heirat wenig begeistert war, als ihr frischer Gatte ihr vorschlug, sie solle nun mehr kochen und weniger Klavierspielen. Das ging auch nicht lang gut.

Warum auch? Ein Beispiel: Die Russen lieben westliche Virtuosen. Auch Clara. Konzerttournee nach St. Petersburg und Moskau. Robert sitzt bei den Soireen mürrisch im Eck, während Clara in wenigen Wochen so viel verdient wie Robert in zwei Jahren. Rückkehr nach Deutschland. Sie lernen Richard Wagner kennen. Clara notiert: "Ein Mensch, der nie aufhört, von sich zu sprechen, höchst arrogant ist und fortwährend in einem weinerlichen Tone lacht."

Die unerhörte Begabung für Sprache und Musik schon als Kind, das frühe Ringen um die richtige Ausdrucksform, der Rausch, Bier, Champagner und Huren, der Wahn, die Dämonen, die Krankheit zum Tod. Alles ist hier drin. Daneben entsteht ein Bild der Zeit, das Verhältnis der Künstler zur Idee eines Nationalstaats. Dazu die vielen Kollegen, Brahms natürlich, Mendelssohn, der Davidsbund. Spannend, lehrreich, anrührend.

Schumann - die innere Stimme, 26. Nov. bis 7. Dez., jeweils Mo. bis Fr., 18.05, BR-Klassik

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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