Retrokult alter Musik-Technik:Spende Wärme, schönes Teil!

Röhren-Mikrofon, Hammondorgel, Hohner-Clavinet - die Musikwelt erlebt einen beispiellosen Retrotrend. Was mal digital war, muss nun wieder analog sein. Oder wenigstens so klingen. Die Auswirkungen sind bizarr.

Tom Schimmeck

Wo man hintritt, wird dieser Tage von Röhrengeräten geschwärmt, von großen Drehknöpfen und alten zuckenden Pegelnadeln. Reiche Leute haben wieder Riemen-Plattenspieler.

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Profis reißen ihre chicen Digitalmischpulte raus, holen das Altgerät vom Dachboden, stauben es ab und bauen es wieder ein. Oder kaufen für hundeteures Geld neues, das so aussieht wie das alte früher.

Und manchmal auch so funktioniert. "Vintage" ist das Werbewort der Stunde. Her mit dem Gestern?

Bei den Bildern ist der Aufschrei noch nicht gar so laut. Die sind digital einfach nur mehr geworden - und meist schlecht geblieben.

Pixel statt Körner. Edelknipser operieren ohnehin noch mit echtem Film. Doch auch hier gärt Verdruss. Digitalbilder hätten "eine andere, hyperrealistische Schärfe", sagt mein Fotograf, "fast metallisch".

Also ohne Leben. Beim Klang liegt der Fall klarer. Anfangs war es nur eine kleine Schar von Hifi-Puristen, die schimpfte, digital sei trist. Die wollten ihre Bandmaschinen, ihre Plattenspieler und Vinyl-Scheiben nicht hergeben. Sie waren Akustische Taliban und wurden belächelt.

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