Proteste gegen "Marat"-Aufführung:"Das Geld abschaffen!"

Millionäre protestieren gegen die Aufführung eines sozialkritischen Stückes am Hamburger Schauspielhaus. Weil sie rechtliche Schritte androhen, durften ihre Namen nicht verlesen werden.

Wirbel um die aktuelle Inszenierung des umstrittenen Regisseurs Volker Lösch am Hamburger Schauspielhaus: Am Ende seiner Version von Peter Weiss' Politdrama "Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspieltruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade" liest ein Chor von (echten) Arbeitslosen eine Liste der reichsten Hamburger vor. Dagegen hatten bereits einen Tag vor der Premiere am Freitagabend vier der 28 genannten Millionäre protestiert.

Hartz-IV-Empfänger, im Chor. (Foto: Foto: dpa)

"Die vier Personen drohten mit einer einstweiligen Verfügung, sollten ihre Namen auf der Bühne genannt werden", sagte Uwe Heinrichs, Sprecher des Schauspielhauses, am Montag.

Die betroffenen Namen wurden deshalb bei der Premiere nicht vorgelesen, stattdessen das anwaltliche Schreiben zitiert. Hamburger Medien veröffentlichten am Montag jedoch die vier Namen. Die restlichen 24 Hamburger stammen aus der Liste der 300 reichsten Deutschen, die das Manager Magazin Spezial 2008 regelmäßig veröffentlicht, darunter Namen wie Fielmann, Otto, Reemtsma.

Lösch nutzt das Drama über die Französische Revolution, um auf aktuelle soziale Missstände aufmerksam zu machen. Ein Thema ist dabei die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Am Ende der Inszenierung ruft der Chor der Arbeitslosen: "Bomben in Sexshops!", "Hamburg soll brennen!" und "Das Geld ganz abschaffen!" Das Premierenpublikum spendete am Freitagabend langanhaltenden Beifall.

© sueddeutsche.de/dpa/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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