Bayreuths Premieren-Publikum spendete dankbaren, kurzen Beifall. Allerdings wagte Regisseur Tankred Dorst es nicht, sich allein zu verbeugen. Nachdem Dirigent Christian Thielemann das Vorspiel wunderbar zurückhaltend geboten hatte, misslang die ¸¸Rheintöchter"-Szene dann fast katastrophal. Drei unverführerische Damen, ein überhaupt nicht erotisierter Alberich (Andrew Shore).
Dorsts Regie wirkte ungeschickt, fast anfängerhaft. Man spürte keine spannungsvollen Beziehungen zwischen den Figuren. Erst Loge (Arnold Bezuyen), später Gerhard Siegels leidensfähiger Mime brachten etwas Emotion in den Verlauf. Falk Struckmann hatte als routinierter Wotan stimmlich nicht seinen besten Abend. So erlebten die Zuschauer, dankbar für simplen Realismus (Bühnenbild: Frank Philipp Schlößmann) ein ¸¸Rheingold", das im Szenischen zwischen Biederkeit und Dilettantismus schwankte, dafür im Musikalischen flüssig und kompetent wirkte, ohne heftiges Pathos oder schwere Affekte. - Wirklich nur ein Vorabend für die nächsten großen musikdramatischen Ereignisse des ¸¸Ringes".
Anna ist überall in Salzburg. In jedem Schaufenster, auf jedem Cover. Doch in der ¸¸Hochzeit des Figaro" ist Netrebko nur Rädchen in einer riesigen Mozart-Liebesmaschinerie. Dirigent Nikolaus Harnoncourt verwendet langsame Tempi, um die sexuellen Usancen im Hause Almaviva aufzudecken. Er donnert, zirpt, droht, lockt, lacht: ein beunruhigend schönes Wunder. Cherubino, den Regisseur Claus Guth verdoppelt, wird zur Hauptfigur: Christine Schäfer kommt der Liebe so nahe wie niemand. Bis zur Pause gelingt die Rettung des Stücks vor Gemütlichkeit und Komödienhektik vollkommen. Danach aber häufen sich die Probleme.