Pianotreffen:Männer mit Tastsinn

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Als Pianist agiert Martin Schmitt gerne an der Grenze des Spielbaren. Ein wesentlicher Teil seines Bühnenerfolges ist aber auch seinen Qualitäten als Entertainer zuzuschreiben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Martin Schmitt hat sich für seinen Abend im Prinzregententheater drei internationale Pianofreunde eingeladen

Von Oliver Hochkeppel

Das Prinzregententheater ist ein gutes Pflaster für Martin Schmitt. Rauschende Abende hat der "local heroe" aus dem Würmtal hier schon gefeiert, fast immer vor ausverkauftem Haus - nicht viele andere Jazzmusiker können das für sich beanspruchen. Was natürlich daran liegt, dass Schmitt weit mehr ist als ein dem traditionellen Jazz zugewandter Pianist, sondern über die Jahre ein veritabler Entertainer wurde.

Man kann sagen, dass Martin Schmitt in München den Rang bekleidet, den sein Kollege (und Freund) Joja Wendt in Hamburg hat, einschließlich höchst erfolgreicher Tourneen nach Russland oder China. Wobei es Schmitt noch bunter getrieben hat. So hat er zum Beispiel lange an seinem Gesang gefeilt, dementsprechend Soul und Singer-Songwriter-Pop von Ray Charles bis Randy Newman ins Repertoire eingebaut, schließlich eigene Songs geschrieben. Erst auf Hochdeutsch, dann doch wieder auf Bairisch. Poppiges Musikkabarett ist das zwischenzeitlich geworden, zuletzt mit dem Programm "Aufbassn!", und für seine Bühnenjubiläen holte er nationale wie internationale Stars von Claudia Koreck und der Spider Murphy Gang bis zu Viktoria Tolstoi oder Paul Carrack, vor allem aber humoristische Counterparts wie Helge Schneider oder Bodo Wartke.

Freilich gibt es nicht wenige, die behaupten, am besten sei Schmitt immer noch als Pianist, verfügt er doch über eine grandiose Spieltechnik nahe am Limit des Möglichen. Dem trägt Schmitt seit ein paar Jahren wieder verstärkt Rechnung. Bei seinen Großkonzerten bleibt er seiner bunten Mischung zwar treu, mischt aber wieder mehr Blues & Boogie Woogie dazwischen. "Back to the Roots" also, zu den Stilen, mit denen er vor 25 Jahren im legendären "Grünen Eck" oder bei den "Boogie Summits" groß geworden ist. Nicht zuletzt bei der Wahl seiner Gäste erinnerte man sich auch mal wieder an die dem Early Jazz gewidmeten einstigen "Funtasten"-Gipfel. Das alte Duett mit Axel Zwingenberger wurde reaktiviert, Blues und Boogie-Woogie-Größen wie Christoph Steinbach oder Chris Konz kamen.

Aus diesem Fach stammen auch die drei Gäste beim diesjährigen Prinzregententheater-Heimspiel. Wobei sich Schmitt hier als echter Scout beweist, der internationale Hochkaräter holt, die hierzulande ungerechterweise noch nicht so bekannt sind. Wie der Amerikaner Arthur Migliazza, der mit neun das Klavierspielen begann und mit 13 bereits Profi wurde. Mit Mitte 30 ist der Wahl-New Yorker inzwischen als "Best Keyboardist in Washington State" dekoriert, in die "Arizona Blues Hall of Fame" aufgenommen, mit seinem jüngsten Album "Laying Down" für den Grammy nominiert und mit der Hauptrolle im Off-Broadway-Musical "Boogie Stomp!" betraut worden. Dann wäre da noch der 44-jährige Lluis Coloma aus Barcelona, der preisgekrönte "katalanische Botschafter" des Blues & Boogie, wie Kritiker schrieben. Er hat bereits mit Stars wie Manu Dibango, Sharon Jones oder auch Axel Zwingenberger gespielt. Schließlich komplettiert der Brite Mike Sanchez die Liste, ein furioser, klavierspielender Rock'n'Roll und R&B-Shouter. Es kann wieder losgehen.

Martin Schmitt & Special Guests , Mittwoch, 22. Februar, 20 Uhr, Prinzregententheater, Prinzregentenplatz 12

© SZ vom 21.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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