Künstlern und Musikern kommt eine besondere Rolle im gesellschaftlichen und politischen Leben ihres Landes zu. Lange habe ich intensiv darüber nachgedacht, was es bedeutet, Amerikaner zu sein: über unsere unverwechselbare Identität und unsere einzigartige Position in dieser Welt, und wie wir am besten mit dieser Position umgehen können.
Das Herzstück der kommenden Wahl bilden diese Fragen: Wer sind wir? Wofür stehen wir? Warum kämpfen wir? Persönlich habe ich mich die letzten 25 Jahre immer abseits von Parteipolitik gehalten und stattdessen Partei für bestimmte Ideale ergriffen: für wirtschaftliche Gerechtigkeit, für Bürgerrechte, für eine humane Außenpolitik, für Freiheit und ein annehmbares Leben aller Bürger. Doch dieses Jahr steht zu viel auf dem Spiel, um die Wahlen in den USA einfach auszusitzen.
Als Songwriter habe ich oft versucht, unbequeme Fragen zu stellen: Wieso fällt es der reichsten Nation der Welt so schwer, zu ihrer Verpflichtung gegenüber den Schwächsten des Landes zu stehen? Weshalb bleibt unser Blick noch immer vom Schleier des Rassendenkens getrübt? Wie sollen wir uns in schwierigen Zeiten verhalten, um die Dinge, die uns kostbar sind, nicht zu zerstören? Wieso rückt die Erfüllung des Versprechens, das wir als Nation verkörpern, immer wieder in unerreichbare Ferne, obwohl sie manchmal zum Greifen nah scheint?
John Kerry und John Edwards haben gewiss nicht auf alles eine Antwort. Doch ich meine, sie sind ehrlich bemüht, die richtigen Fragen zu stellen und aufrichtig an Lösungen zu arbeiten. Ihnen ist bewusst, dass Amerika eine Regierung braucht, für die Werte wie Fairness, Neugier, Offenheit, Bescheidenheit, die Sorge um das Wohl aller Amerikaner, Mut und Vertrauen Priorität haben.
Was sich die Menschen unter diesen Werten vorstellen, ist verschieden. Auch ich habe meine eigene Vorstellung von ihrer Bedeutung. Mit einer Reihe meiner Künstlerkollegen - darunter die Dave Matthews Band, Pearl Jam, R.E.M., die Dixie Chicks, Jurassic 5, James Taylor und Jackson Browne - will ich im Oktober durch Amerika touren. Wir werden unter dem Gruppennamen ¸¸Vote for Change" auftreten. Unser Ziel ist eine Richtungsänderung der amerikanischen Politik und eine neue Führung des Landes im November.
Wie viele hatte ich nach dem 11. September das Gefühl einer starken Zusammengehörigkeit in Amerika. Ich kann mich nicht entsinnen, jemals Ähnliches verspürt zu haben. Die Entscheidung, in Afghanistan einzumarschieren, habe ich unterstützt, und ich hatte gehofft, in diesen schweren Zeiten würden Qualitäten wie Stärke, Bescheidenheit und Weisheit bei unseren führenden Politikern wachsen. Stattdessen stürzten wir uns in einen unnötigen Krieg im Irak und opferten das Leben junger Amerikaner mit Begründungen, die sich als unhaltbar herausstellten.
Amerikas Staatshaushalt weist ein Rekord-Defizit auf. Während die finanzielle Unterstützung von Anliegen wie Kinderbetreuung am Nachmittag gekürzt oder gestrichen wird, schenken wir den Reichsten des Landes, die nur ein Prozent der Bevölkerung ausmachen (hohe Tiere aus der Wirtschaft und wohlhabende Gitarrespieler) Geld durch Steuersenkungen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird dadurch noch vertieft. Diese Spaltung droht unseren Gesellschaftsvertrag zu sprengen und das Versprechen einer ¸¸unteilbaren Nation, mit Freiheit und Gerechtigkeit für alle" hohl klingen zu lassen.
Durch unser Bemühen, im besten Sinne menschlich zu handeln - durch die Achtung unserer Mitmenschen, Wahrhaftigkeit gegenüber uns selbst, Treue gegenüber unseren Idealen - werden wir in den Augen Gottes zu lebendigen Geschöpfen. Darin zeigt sich unsere Seele als Nation und als Individuen. Unsere jetzige Regierung ist zu weit von diesen amerikanischen Werten abgekommen. Deshalb ist es Zeit für einen Wechsel. Das Amerika, das wir in unseren Herzen tragen, wartet darauf.
Bruce Springsteen ist Songwriter und Musiker.