Pars Pro Toto:Verfilzt, noch mal!

In der Mewo Kunsthalle Memmingen sind erstmals Henry Moores Schafzeichnungen zu sehen

Von Sabine Reithmaier

Henry Moore: "Head" in der Ausstellung "Sheep" noch bis 29. Januar; Mewo Kunsthalle, Bahnhofstr. 1, Memmingen, Telefon: 08331 -85 07 71

Faible für Schafe

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(Foto: HMF / Michael Phipps)

Dass Henry Moore ein hervorragender Bildhauer war, ist bekannt. Dass er ausgezeichnet zeichnete, wissen manche dank seiner "Shelter Drawings", jener Bunkerzeichnungen aus dem Zweiten Weltkrieg, in denen er als offizieller Kriegskünstler während der Angriffe auf London die Körper der Schutzsuchenden dokumentierte. Sein Faible für Schafe aber dürfte den meisten völlig entgangen sein. Dem will eine kleine, aber sehr feine Ausstellung in der Mewo-Kunsthalle in Memmingen abhelfen.

Mobile Malerhütte

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Brite ins beschauliche Much Hadham gezogen. Auf den Feldern und Wiesen rund um das Dorf, in dem er bis zu seinem Tod 1986 lebte, weideten überall Schafe. Moore zeichnete sie vor allem in den Siebzigerjahren, einzeln und in Gruppen - es entstand sogar ein Kinderbuch für seinen Enkel Gus. Um die Tiere auch bei Regen beobachten und zeichnen zu können, baute Moore sich sogar eine kleine Hütte auf Rädern.

Charakterstudien

Expressiv ist die Linienführung in der Radierung "Head", die 1974 entstand. Aber neben Charakterstudien analysierte Moore mit Stift, Kohle, Kreide, Kugelschreiber oder Pastellstiften auch die Körpervolumina, beschäftigte sich mit Bewegungen und Biegungen. Manches wirkt wie die Vorstudie zu einer großen Skulptur. Aber umgesetzt hat er sein Schafthema nur in einer einzigen monumentalen Plastik ("Sheep Piece", 1971/72)). Verblüffend ist jedenfalls, wie viele verschiedene Ansätze und Techniken er ausprobierte, es gibt sogar einen Fünffarbdruck und Aquarelle.

Ein Gegensatz

Ganz andere Schafe weiden im Obergeschoss des Museums. Dort hängen, ebenfalls in einer kleinen Kabinettausstellung, Josef Madleners Tiere. Ein hübscher Gegensatz zu Moore. Auch wenn die eher klassischen Motive des Unterallgäuer Malers (1881-1967) heute eher ein bisschen langweilen, ist unverkennbar, dass er ein großer Könner war, der seinen durchaus eigenwilligen Schafen wunderbar verfilzte, verschmutzte Felle malte.

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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