Pars pro toto:Klassisch global

Der Cellist Yo-Yo Ma spielt und unterrichtet in München

Yo-Yo Ma, Rezital: Do., 28. Jan., 19 Uhr, mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Ltg. Mariss Jansons): Fr., 29. Jan., 20 Uhr und Sa., 30. Jan., 19 Uhr, Philharmonie, Gasteig, Rosenheimer Str. 5, t 21 83 73 00

Texte: Rita Argauer, Foto: Jason Bell

Interkulturell

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(Foto: Jason Bell)

Yo-Yo Ma wurde 1955 in Paris in eine musikalische Familie hineingeboren. Seine Mutter ist die Hongkonger Sängerin Marina Lu, sein Vater ist der Geiger und Dirigent Hiao-Tsiun Ma. Von Paris zog die Familie in seiner Kindheit nach New York. Doch Ma hat nicht nur als Mensch einen beachtlichen Weg zurückgelegt, er interessiert sich generell für Wege. Insbesondere für die Seidenstraße, der er sein 1998 begonnenes Silkroadproject widmete. Darin sollen die künstlerischen, geistigen und kulturellen Traditionen entlang der berühmten Handelsstraße zwischen Asien und Europa erforscht werden. Ein wenig entspricht dieser Weg auch seiner eigenen Geschichte.

Viersaitig

Mehr als 75 Alben hat Yo-Yo Ma insgesamt eingespielt, 15 davon wurden mit einem Grammy ausgezeichnet. Er spielt ein Stradivari-Cello von 1712, das als Dawidow-Stradivari bekannt ist, und ein Montagnana Cello aus Venedig von 1733. Darauf erklangen aber nicht nur die klassischen Standards, die bei Cello-Solisten sowieso schon nicht so umfangreich sind. Piazzolla-Tangos, Uraufführungen, Neue Musik oder Filmmusik (etwa die zu Ang Lees poetischem Martial-Arts-Film "Tiger & Dragon") nahm er bereits mit diesen Instrumenten auf. Auf seinem aktuellen Album "Arc of Life" spielt er mit der Pianistin Kathryn Stott einen breiten Überblick von Bach bis in die Moderne.

Parkettsicher

Den strengen Dresscode ist Yo-Yo Ma als klassischer Musiker gewohnt. Deshalb dürfte angemessene Kleidung der geringste Aufwand gewesen sein, als er am 20. Januar 2009 die Inaugurationsfeier von Barack Obama begleitete. Ein halbes Jahr später spielte er den Gottesdienst zu Ehren des verstorbenen Senators Edward Kennedy in Boston. 2006 ernannte ihn Kofi Annan zum U.N.-Friedensbotschafter, bereits 2002 wurde er vom US-amerikanischen Auswärtigen Amt zum Culture-Connect-Botschafter ernannt - in dieser Funktion unterrichtet er weltweit Schüler und Studenten, unter anderem in Litauen, Korea, im Libanon, in Aserbaidschan und China.

Zukunftsorientiert

Ein wichtiges Anliegen ist es dem 60-jährigen Musiker, seine Kunst und die Musik weiterzuvermitteln. Er engagiert sich in verschiedenen Bildungsprojekten, die jungem Publikum klassische Musik näherbringen soll. Damit dürfte er sich mit Mariss Jansons einig sein, dessen Projekt "Musik für alle Kinder" hat ein ähnliches Ziel. Aber auch dem professionellen Nachwuchs schenkt Ma Aufmerksamkeit; gerade in einer öffentlichen Meisterklasse in München. Die Mini-Residency, die er mit drei Konzerten und der Meisterklasse gerade in München verbringt, zeigt auch die geistige Verbundenheit, die Ma zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks hat.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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