Pars pro toto:Geschichte und Geschichten

Im vergangenen Jahr ist Andrzej Wajda gestorben. Nun zeigt das Filmmuseum das vollständige Werk des polnischen Regisseurs

Von Josef Grübl

Andrzej Wajda Retrospektive

Freitag, 24. Februar, bis Ende Juni

Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, t 23 39 64 50

Polnischer Held

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(Foto: Filmmuseum München)

90 Jahre war Andrzej Wajda alt, als er im vergangenen Oktober in Warschau starb. 1926 im Nordosten Polens geboren, schloss er sich im Zweiten Weltkrieg einer nationalen Untergrundarmee an. Die jüngere Geschichte seines Heimatlandes beschäftigte ihn auch in seinen Filmen, von "Asche und Diamant" (1958, siehe Foto: Filmmuseum München) über "Der Mann aus Eisen" (1981) bis zum filmischen Requiem "Das Massaker von Katyn" (2007). Das Filmmuseum zeigt bis Ende Juni 42 Filme: die bislang umfassendste Retrospektive der Regielegende.

Ewiger Kampf

"Asche und Diamant" spielt am 8. Mai 1945, Deutschland hat kapituliert, der Krieg ist zu Ende. In einem Dorf in Polen hat der Kampf um die Macht im Land bereits begonnen. Die Soldaten Maciek (Zbigniew Cybulski) und Andrzej (Adam Pawlikowski) sollen einen kommunistischen Funktionär liquidieren, es kommen aber zwei Zivilisten ums Leben. Das bringt die beiden Soldaten in Gewissensnot. Andrzej Wajda erzählt eine polnische Tragödie, seine Landsleute sind Täter, Opfer oder Verräter, nie Gewinner. Der Film läuft am Sonntag, 26. Februar um 18.30 Uhr in der Originalfassung mit englischen Untertiteln.

Starke Symbolik

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(Foto: Filmmuseum München)

Bereits an der Filmhochschule Łódź (wo er sich mit Roman Polanski anfreundete) entdeckte Andrzej Wajda seine Vorliebe für bildstarke Symbole: In "Asche und Diamant" besuchen Maciek und seine Geliebte Krystyna (Ewa Krzyżewska) eine zerbombte Kirche, von oben baumelt ein Kruzifix ins Bild. Nicht nur Jesus steht Kopf, sondern die ganze Welt. 1968 drehte Wajda seinen ersten englischsprachigen Film, "Die Pforten des Paradieses" erzählt von einem mittelalterlichen Kinderkreuzzug, vier Jahre später verlagerte er in "Pilatus und andere" die Passionsgeschichte ins Deutschland der Siebzigerjahre.

Tragischer Star

Zbigniew Cybulski (rechts im Bild) galt als der "polnische James Dean", nach dem Erfolg von "Asche und Diamant" war er als der Mann mit der Sonnenbrille bekannt. Er drehte auch später noch regelmäßig mit Andrzej Wajda, unter anderem "Die unschuldigen Zauberer" (1960) und "Liebe mit zwanzig" (1962). Marlene Dietrich war ein Fan, Martin Scorsese ebenfalls. Im Januar 1967 kam Cybulski bei einem Unfall in Breslau ums Leben, als er auf einen fahrenden Zug aufspringen wollte. Da war er gerade einmal 39 Jahre alt.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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