Papst segnet Gibsons Jesus-Darsteller:Die Früchte der Passion

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Der Papst hat schon gesehen, worauf Deutschland noch warten muss: Mel Gibsons Film "Die Passion Christi". In einer Privat-Audienz erteilte er dem Jesus-Darsteller nun seinen Segen. Wofür genau, ist nicht bekannt. Hierzulande toben indes schon Grabenkämpfe um die korrekte Einordnung des peinlich genauen Kreuzigungsstreifens.

Kurz vor dem Deutschland-Start des umstrittenen Mel-Gibson-Films "Die Passion Christi" an diesem Donnerstag hat Papst Johannes Paul II. den Jesus-Darsteller, Jim Caviezel, in Privataudienz empfangen.

Im Cinemaxx-Kino am Hamburger Dammtor-Bahnhof sollen an den ersten drei Tagen nach Filmstart Seelsorger zu Gesprächen bereit stehen. (Foto: N/A)

Das Oberhaupt der katholischen Kirche habe den Schauspieler gesegnet, berichtete die römische Zeitung "Il Messaggero" am Dienstag. Über den Inhalt des Gesprächs, das am Montag stattgefunden habe, sei nichts bekannt gegeben worden.

Unterdessen wurden in Deutschland wieder Vorwürfe wegen zu großer Brutalität und angeblich antijudaistischer Klischees gegen den Film erhoben. Die FAZ widmete der Diskussion am Dienstag eine ganze erste Feuilletonseite.

Dort belegt etwa der Romanist Hans Ulrich Gumbrecht, dass "die Bilder vom Leib Christi .. als Emblem (fungieren) für das Paradox von der Erlösung der Menschen durch die blutige Selbstopferung des einen Gottes."

Der evangelische Theologe Friedrich Wilhelm Graf will hingegen entdeckt haben: "Gibsons Körper-Christus will die Markführerschaft über die vielen Kuschelgötter und Jesus-Softies auf den boomenden Religionsmärkten."

Bereits mit vereinzelten Mitternachtsvorstellungen (Dresden) oder auch "Frühstücks-Kino" um 6.00 Uhr (München) wird "Die Passion Christi" am Donnerstag (18.3.) starten.

Die bundesweite Kinokette Cinemaxx mit ihren Multiplexhäusern verzichtet dagegen auf solche Aktionen: "Wir fangen mit dem Film sehr gesittet an und zeigen ihn erst in den Mittagsvorstellungen", sagte ein Sprecher in Hamburg.

Im Cinemaxx-Kino am Hamburger Dammtor-Bahnhof sollen an den ersten drei Tagen Seelsorger nach den Aufführungen zu Gesprächen bereit stehen.

"Der Film wird bei uns zwar nicht den Erfolg haben wie "Der Herr der Ringe", aber er dürfte Blockbuster Chancen" besitzen, sagte der Sprecher der Kinokette.

In Nordamerika hat der Film seit dem Start am Aschermittwoch (25. Februar) bereits mehr als 264 Millionen US- Dollar (214 Millionen Euro) eingespielt.

Beim Constantin Verleih, der den Film mit rund 400 Kopien in Deutschland startet, betrachtet man "Die Passion Christi" als einen Streifen, an dem sich zwar die Geister scheiden, der aber zu ernsthaften Diskussionen führt. "Ich organisiere seit drei Wochen Voraufführungen mit dem Film, habe aber niemanden gesehen, der sagt "Das berührt mich nicht"", berichtete ein Constantin-Sprecher.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat an alle Pastoren geschrieben, dass der ab 16 Jahre frei gegebenen Streifen weder empfohlen noch skandalisiert werden solle.

Er sei für den Konfirmandenunterricht nicht geeignet. Dem Film fehle die theologische Tiefe. Die Deutsche Bischofskonferenz wirft Gibson eine problematische Verkürzung der biblischen Botschaft vor.

Im Anschluss an die Papst-Audienz habe Caviezel in Rom einer Vorführung des Films für einen ausgewählten Kreis von Kirchenmännern beigewohnt, hieß es.

Papst Johannes Paul II. hatte bereits im Dezember den Film gesehen, jedoch keinen offiziellen Kommentar dazu verlauten lassen. Vatikan-Sprecher Joaquin Navarro-Valls hat jedoch die Antisemitismus-Kritik gegen Gibson zurückgewiesen. Der Film sei eine Evangelien-getreue Schilderung der Leiden und des Todes Christi.

Der Regisseur der Oberammergauer Passionsspiele, Christian Stückl, hat hingegen scharfe Kritik geübt. "Für die Rolle des Jesus hätte Gibson sich den Schauspieler sparen können, ein Stuntman hätte es auch getan", sagte Stückl am Dienstag in einem dpa-Gespräch.

Schon das Konzept des Hollywoodstars, nur die letzen zwölf Stunden aus dem Leben Jesu zu verfilmen, sei falsch. "Gibson ist an der Person Jesus wohl nicht interessiert, nur an seinem Leiden, das er in rasender Brutalität darstellt", sagte der 42-jährige Intendant des Münchner Volkstheaters. Den Vorwurf jüdischer Organisationen, der Film erzeuge Hass auf Juden, hält Stückl für berechtigt.

Gibsons Film stärke alte Klischeebilder. Auch der katholische Theologe und Film-Experte Prof. Reinhold Zwick hält Mel Gibson einen "fahrlässigen Antijudaismus" vor.

Über den biblischen Text hinaus enthalte das Werk "ein ganzes Bündel von teils subtilen, teils plakativen Verleumdungen der jüdischen Seite", schreibt Zwick im April-Heft der Zeitschrift "Herder Korrespondenz".

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