Oscar-Nacht:"So beendet Mr. Clooney seine Verabredungen"

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Jon Stewart war der heimliche Star der Oscar-Nacht. Weil große Emotionen und gewagte Kleider ausblieben, waren die Sprüche des Moderators das Spektakulärste in dieser Oscar-Nacht.

Als Jon Stewart gestern Nacht Steven Spielberg erblickte, konnte er es sich nicht verkneifen, einen Witz über zwei Filme des Regisseurs zu machen: "Erst 'Schindler's Liste' und jetzt 'Munich'. Mann, ich bin gespannt, was als nächstes mit uns Juden passiert." Respektlos, vielleicht sogar ein wenig makaber. Das Publikum jedoch lachte aus voller Seele und bedachte den Moderator mit Applaus.

Stewart - zum ersten Mal Gastgeber der Academy Awards - begeisterte die Zuschauer durch seine besondere Art zu moderieren. Gewohnt bissig kommentierte er die politische Situation in den Vereinigten Staaten, gewohnt zynisch verhöhnte er die Nominierten. In entscheidenden Momenten wie bei der Vergabe des Ehrenoscars an Regisseur Robert Altman hielt er sich zurück und überließ den Stars die Bühne.

A propos Stars: Da fehlten einige von den ganz Großen. So zum Beispiel Tom Cruise, Brad Pitt, Michael Douglas oder Julia Roberts. Es scheint ein neues Motto zu geben bei den Academy Awards: Bin ich nicht nominiert, komme ich nicht. So blieb auch die "Rückkehr zum Glamour" aus, die Stewart zu Beginn der Gala angekündigt hatte.

Der Glamour fehlte auch bei den Kleidern der Damen. Meist schulterfrei, den Oberkörper betonend, immer mit einer Schleppe versehen. "Sehr weiblich, sehr kurvig, aber doch auch recht dezent. Es gab schon opulentere Oscars", sagte Sandra Steffens, Modechefin der Zeitschrift Gala. Da fiel fast die deutsche Hoffnung Julia Jentsch auf, die in einem nachtblauen Toga-Verschnitt über den roten Teppich marschierte.

Auch auf Emotionen der Marke Roberto Benigni - er kletterte vor Freude über einen Oscar über die Sitzreihen - blieben 2006 aus. Allein Capote-Darsteller Philip Seymour Hoffman vergoss Tränen, die meisten davon allerdings erst hinter den Kulissen.

Also hing alles an Stewart, wahrscheinlich auch deshalb, weil es keinen überragenden Sieger gab. Die wichtigsten sechs Oscars gingen an sechs verschiedene Filme. Also musste Stewart für die Kracher bei einer ansonsten eher unspektakulären Show sorgen. Es gelang ihm. Als er zum Beispiel seinen Freund George Clooney sah, bemerkte er nur trocken: "'Good Night, and Good Luck' war nicht nur Mr. Murrows Abschiedsgruß, Mr. Clooney beendet damit auch all seine Verabredungen."

Die besten Sprüche des Debütanten finden Sie hier:

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