Neuer Versuch:Prüfen, was geht

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Florian Zwipf-Zaharia ist seit Januar Intendant in Ludwigs Festspielhaus in Füssen - mit einem spartenübergreifenden Programm will er das angeschlagene Haus retten

Von Sabine Reithmaier

Überanstrengt wirkt der Intendant nicht. Dabei wäre es kein Wunder, wenn er über schlaflose Nächte klagen würde. Schließlich soll Florian Zwipf-Zaharia Ludwigs Festspielhaus in Füssen so führen, dass es zumindest keinen Verlust macht. "Die schwarze Null ist das Ziel, das wir erreichen müssen", sagt er. Und das ohne jeden öffentlichen Zuschuss - "ein gewagtes, aber kein aussichtsloses Unterfangen".

Im November 2016 stand das Festspielhaus kurz vor der Zwangsversteigerung, als es ein Käufertrio in letzter Sekunde erwarb und beschloss, es als Veranstaltungsstätte weiterzuführen. Das neue Konzept basiert auf drei Standbeinen: Theater, Gastronomie und Event-Veranstaltungen. Zwipf-Zaharia, seit Januar Intendant des Hauses, ist für das Theater zuständig und kümmert sich um die Bespielung. Eigenproduktionen wird es nicht allzu viele geben - "höchstens zehn Prozent" - der Großteil werden Gastproduktionen sein.

Giakomo, der futuristischer Violinist, geigt in "Ludwigs Traumwelten". (Foto: oh)

Dass es nicht leicht ist, das angeschlagene Festspielhaus wieder in Schwung zu bringen, weiß Zwipf-Zaharia. Seit einem halben Jahr telefoniert er unentwegt, um Veranstalter zur Rückkehr ins Haus zu bewegen. Anfangs sei es ziemlich schwierig gewesen, sagt er. Viele wollten sich nicht auf ein Gespräch einlassen, Künstler nur gegen Vorauskasse kommen. "Das schlechte Image müssen wir erst überwinden."

Florian Zwipf-Zaharia kennt das Haus schon lang. Und weil er eine reiche Erfahrung als Veranstalter und Theatermacher mitbringt, auch über ungezählte Kontakte verfügt, könnte er die schwierige Aufgabe wohl wirklich meistern. Er war schon einmal hier Theaterdirektor, nämlich von 1999 bis 2001. Damals koordinierte er die Bautätigkeit und baute den Theaterbetrieb für das erste Ludwig-Musical auf. Als das Musical in eine GmbH umfunktioniert wurde, verließ er das Haus und machte sich 2002 mit seiner die Firma "cultus production GmbH" selbständig. Im Vorjahr musste er Insolvenz anmelden, weil zwei oberbayerische Kulturfestivals nicht so liefen, wie er es kalkuliert hatte.

Florian Zwipf-Zaharia ist seit Jahresbeginn 2017 neuer Intendant im Füssener Festspielhaus - mit klarem Geschäftsauftrag: Verlustfreiheit. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Dass er wieder an seine ehemaligen Wirkungsstätte zurückkehrt, sei ein reiner Zufall gewesen, sagt er. Als er in der Zeitung von den Plänen las, das Haus als Theaterbetrieb weiterlaufen zu lassen, schrieb er ein kurzes Mail und hatte wenige Tage später den Job. "Das war total überraschend, aber manchmal ist es im Leben so."

Seither müht er sich mit Konzepten, die sicherstellen sollen, dass von 2018 an die 1350 Sitzplätze im Theater möglichst oft besetzt sind. Nicht täglich, er denkt an 150 bis 180 Abende und eine breite Palette: Musicals, Komödien, klassische Oper, Konzerte, Kabarett und Varieté. Ein buntes Programm, abgestimmt auf die Region und die Bevölkerung. "Es ist keine Gegend, wo Millionen leben. Da muss man genau prüfen, was geht." Was sicher läuft ist das Musical "Ludwig²", das im Vorjahr für ein oft ausverkauftes Haus sorgte. Deshalb kehrt es im August mit 21 Vorstellungen zurück. Zuvor aber gibt es bereits ein Varieté-Festival, das Dirk Denzer verantwortet. Der Varieté-Profi hat zwei Motto-Shows entwickelt, die jeweils an drei Abenden gezeigt werden. Die erste Staffel trägt den Titel "Ludwigs Traumwelten" (14. bis 16. Juli), ein Nummernprogramm, in dem Künstler mit dabei sind, die viele Jahre im "Cirque du Soleil" mitwirkten. Die zweite Show nennt sich etwas derb "Alpengaudi" (21. bis 23. Juli). Darin bieten die "Icke Performers" spektakuläre Trampolin-Artistik; mit dabei sind der Hochradartist und Alphornspieler Schorsch Bross und Toni Bartl mit seinem"Alpensperrmüll"-Spektakel.

Das Festspielhaus in Füssen. Der neue Intendant möchte die 1350 Sitzplätze des Hauses möglichst oft besetzt sehen. Dafür hat eir ein buntes Programm entworfen. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Was bereits täglich um 11 Uhr läuft, sind "Ludwigs Visionen in 3D", eine 45-minütige filmische Reise. Eine Neukreation, die Zwipf-Zaharia zusammen mit Carsten Golbeck entwickelt hat. Darin geht es um all die Dinge, über die König Ludwig nachdachte, die er aber nicht mehr gebaut hat: die byzantinische Burg zum Beispiel, den berühmten Pfauenwagen oder das chinesische Schloss, dass er für Tirol vorgesehen hatte. Das Ganze auf einer riesigen Leinwand, untermalt mit Musik Richard Wagners. Scheint gut zu funktionieren. "Wir haben schon Bus-Anfragen dazu."

Wagner-Opern soll es auch geben am Forggensee, aber erst 2018. Oper und Ballet bringt auch das Theater Augsburg mit, das mit Zwipf-Zaharia eine Kooperation vereinbart hat. Von September bis Dezember plant er unter dem Motto "Das Haus entdecken" eine Kleinkunstreihe, die sich nicht auf die Bühne beschränkt, sondern auch den Panoramasaal oder das Vorderhaus bespielt. "Ich hätte einfach gern, dass immer was los ist", sagte er. Wäre schön, wenn ihm das gelingen würde.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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