Neuer Filmfund:Jims Weg zur Tür

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Ein frisch entdecktes Werbe-Video dokumentiert, wie Jim Morrison, der legendär gewordene Sänger der Doors, einmal an einer amerikanischen Universität nicht aufgenommen wurde.

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Man kennt die Geschichte, eine der vielen frühen Prüfungen, die amerikanische Kids durchmachen, Teil jener langjährigen Initationsprozedur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Ein Junge geht zum Briefkasten, holt einen Brief heraus, im Zurückgehen reißt er ihn auf. Plötzlich hält er inne, den Fuß nach vorn gestreckt. Eine Stimme im Off sagt: "Leider müssen wir Sie informieren, dass wir nicht in der Lage sind, Ihre Anmeldung zu berücksichtigen ..."

Der Junge, den hier die Absage der angeschriebenen Universität trifft, heißt Jim Morrison. Legendär wurde er als Sänger der Doors.

Die Universität ist die Florida State University. Gefunden wurde die Szene mit dem Brief, auf Film gebannt, über dreißig Jahre nach Jims frühem Tod in Paris, im Archiv der Universität, die er in den Sechzigern besuchte.

Damals wurde, weil man sich Sorgen machte um die Zukunft der Universität und der jungen Leute, die sie versorgen sollte, ein kleiner Werbefilm gedreht, gerade mal eine Minute lang.

Er wird gerade über den Sender VH1 ausgestrahlt.

Fürs Kino hat sich Jim Morrison immer interessiert, er hat in Kalifornien später die Filmschule besucht, wollte selber Filme machen.

Das Kino als Gedächtnis des Landes, diese gerade in Amerika gern gehegte Vorstellung findet in diesem kleinen Clip erneut eine schöne Anschaulichkeit.

Der junge Jimbo, vor den Jahren der Songs, der Exzesse, der Drogen, im Rausch des "Live fast, die young and make a good corpse" ... das ist die Dialektik von Jugend und Selbstzerstörung, die in Amerika immer noch gilt, wie wir sie kennen von James Dean oder Monty Clift.

Ein paar Sekunden später sieht man, im Film, den jungen Jim in einem Büro der Uni, mit Jackett und Krawatte, vor ihm ein Beamter: "Wir würden Sie gern aufnehmen", erklärt er, "aber wir haben keinen Platz, keine Professoren."

"Was ist da geschehen", fragt der junge Jim, "wie konnten meine Eltern, wie konnten der Staat und die Universität da nicht Vorsorge leisten?" Wie konnte das geschehen ... Das ist vielleicht der rührendste Moment dieses amerikanischen Traums - dass im wildesten Rocker ein verlorener Junge steckt mit einer einfachen Sehnsucht nach Geborgenheit, Protektion, Liebe.

© SZ v. 11.03.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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