Musiktheater:Märchen der Zauberinnen

Jacqui und Chrizy im Giesinger Bahnhof

Von Egbert Tholl

Vor etwa einem Jahr veranstaltete der Giesinger Bahnhof mit Unterstützung der Bayerischen Versicherungskammer einen Wettbewerb, bei dem in Mini-Formaten nach der Zukunft des Musiktheaters geforscht wurde. Diese sollte schnell, lustig, grandios sein. Bei diesem Wettbewerb traten zwei junge Damen auf, die eigentlich als Angestellte bei der Sparkasse arbeiten, noch eigentlicher aber nach der zauberhaftesten Form suchen, ihre Bühneneuphorie ausleben zu können.

Nun haben Jacqui und Chrizy ihre Suche erst einmal beendet und präsentieren "Express yourself!" im Giesinger Bahnhof. Die eine kommt aus Thüringen, das hört man, die andere aus Rosenheim, das hört man auch. Sie müssen sich sehr lieb haben, sonst könnten sie sich gegenseitig nicht mit vollendeter Grandezza verarschen. Aber das steht gar nicht in Vordergrund. Sie tanzen (na ja), singen, erzählen die Geschichte von der "Schönen und das Biest", als Musiktheater, Livehörspiel, Märchen. Und nutzen die Gelegenheit zu einem aberwitzigen Diskurs über das eigene Tun, aber Theater an sich, über Thüringen, dessen Wälder und die Sparkasse.

In Wahrheit heißen die beiden verwunschenen Zauberinnen Johanna Gagern und Antje Lea Schmidt. Aber für uns sind sie Jacqui und Chrizy, die mit dem Cabrio über den Brenner fahren und dabei den allerbesten Goethe-Witz erzählen, wo doch Goethe-Witze gerade en vogue sind. Aber Jacqui und Chrizy sind das allercharmanteste Gegenprogramm aller "Fuck irgendwas"-Ideen, sie begreifen als Maxime für den Zuschauer, der Zeuge ihres Handelns wird: Hirn aus, Herz auf.

Express yourself! , Freitag, 27. Oktober, 20 Uhr, Giesinger Bahnhof, www.giesinger-bahnhof.de

© SZ vom 27.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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