Musik und Kabarett:Rettungseinsatz mit Musik

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Aufgewachsen ist Josef Brustmann bei Wolfratshausen als Flüchtlingskind in einer elfköpfigen Großfamilie. (Foto: Agentur Zweigold)

Josef Brustmann stellt mit Band sein neues Programm und das dazugehörige Album vor

Von Oliver Hochkeppel, München

Dem Geheimnis des - ja was ist er eigentlich - Musikers, Dichters und Kabarettisten Josef Brustmann kommt man bei einer persönlichen Begegnung auf die Spur: Es ist diese Freude, die hinter seinen wachen Augen hervorblitzt. Diese Neugier aufs Leben und auf Menschen, die sich bei ihm künstlerisch umsetzt, so vielfältig, wie das Leben eben ist: Wort und Klang gehen bei ihm so unterschiedslos ineinander über wie bei wenigen. Brustmann ist so sprachmächtig wie hochmusikalisch, er kann leise und volltönend sein, so feinsinnig wie derb (auch wenn selbst diese Derbheit meist von einer markanten Melancholie durchzogen ist), poetisch oder politisch. Und gerade seine tiefe Verwurzelung im Bayerischen eröffnet eine erstaunliche Weltoffenheit. "Brustmanns Lust" heißt sein neues Programm, das nach einigen Solo- und Duo-Programmen (zuletzt mit dem "Instrumentenzüchter" Ardhi Engl) seine bislang größte Band benötigt und - wie sollte es bei dem Namen auch anders sein - jetzt im Lustspielhaus Premiere hat.

"Das beinharte Geworfensein in eine poetische Existenz"

Wie bei allen seinen vielfältigen Projekten spielt das Biografische darin eine große Rolle. Weil sein Leben nicht einfach und geradlinig war - wie man unlängst auch in der auf verschlungene Wege abonnierten Reihe des BR-Fernsehens "Lebenslinien" erfahren konnte. Als Flüchtlingskind einer elfköpfigen Großfamilie mit sehr dominantem Vater ist der 64-Jährige im Austragshäuserl eines Bauernhofs bei Wolfratshausen aufgewachsen, nicht nur in Armut, sondern auch noch mit einer schweren Rückenmarkserkrankung, die ihn - eine Schlüsselerfahrung - als Kleinkind wochenlang von der Familie getrennt im Krankenhaus festhielt. Frühe Vaterschaft samt gescheiterter Ehe folgen - ein "beinhartes Geworfensein in eine poetische Existenz", wie er es selbst mal so schön ausdrückte. Denn Poesie und Musik, das waren die Fluchtwege aus dem Bedrückenden.

Erst bei der Volksmusik in der Familie, dann als Musiklehrer, schließlich mit der wagemutigen Entscheidung fürs freie Künstlerdasein. Da hatte zuletzt das Wort ein bisschen die Oberhoheit, kennen ihn doch die meisten in der jüngeren Vergangenheit als erfolgreichen Solokabarettisten (wofür unter anderem der Deutsche Kleinkunstpreis 2015 steht) oder gar als Lyrik-Autor. Doch "von der Musik komm ich ja her, und vom Singen", sagt Brustmann selbst, und auch seinen Durchbruch in der Kleinkunst hatte er mit den gruppendynamischen volksmusikalischen Kabarettbands Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn und Monaco Bagage. Jetzt lässt er mit "Brustmanns Lust" das Pendel wieder Richtung Musik ausschlagen.

Eine stilübergreifende All-Star-Truppe hat sich Brustmann dafür zusammengesammelt. Angefangen mit dem alten Monaco-Bagage-Weggefährten Martin Deubel an der Geige, den auch noch Ex- Zwirbldirn Evi Kegelmeier verstärkt; Martin Regnat am Akkordeon und Luke Cypries an der Steelguitar sorgen für den Folk-Touch; eher vom Jazz kommend, aber in vielen musikalischen Regionen zuhause sind Posaunist Mathias Götz sowie die Max.bab-Musiker Benjamin Schäfer am Bass und Andy Haberl am Schlagzeug. Entsprechend wild geht es mit dem fröhlichen "Sommer" auch los. Doch Brustmann wechselt bei den 23 CD-Titeln - die Musikstücke werden von Aphorismen oder kurzen Anekdoten umrahmt oder eingeführt - ständig Stimmung, Thema und Pace. Mal mit einem Zithersolo, mal mit orchestralem Bluegrass, mal mit einem bösen volksmusikalischen München-Lied. Neben eigenen Arbeiten vertont er auch mal Oskar Maria Graf oder bearbeitet etwas von der Salzburger Volksmusikgröße Landa Ruprecht. Viel Stoff für einen lustvollen Abend.

Josef Brustmann & Band , Sonntag, 6. Januar, 20 Uhr, Lustspielhaus, Occamstraße 8

© SZ vom 05.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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