Musik-Kabarett:Heimvorteil im Heppel

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Der Rest vom Fest: "Kabarest" stellt sein neues Programm vor

Von Oliver Hochkeppel, München

Jörg Hube und sein "Herzkasperl" gehörten ins Fraunhofer, der Sigi Zimmerschied früher in die alte Drehleier, viele andere haben die Lach- und Schießgesellschaft als festen Premierenplatz, "Kabarest" wiederum hat das Heppel & Ettlich - und umgekehrt. "Das Heppel ist unser Ausgangspunkt, alle unsere Premieren haben da stattgefunden, 20 Jahre lang sind wir vier Wochen am Stück aufgetreten und haben ein bis zwei Wiederaufnahmen gemacht. Wir waren am längsten treu und wohl deshalb auch die letzten, die im alten Laden in der Kaiserstraße aufgetreten sind", hat Lisa Grundhuber mal berichtet.

Ohnehin gehört das Trio mit ihr, ihrem Schwager Martin Grundhuber, der an Keyboards und Akkordeon für die musikalische Basis sorgt, und Gretel Rost zu den Pionieren eines spezifisch bayerischen Musikkabaretts. Erst, noch in den Siebzigern, als Teil des Münchner Sati(e)rschutzvereins, nach dessen Auflösung 1985 als dessen Überbleibsel, als Kabarest eben. Und eigentlich müsste man von einem Quartett reden, nur sieht man Karl-Heinz Hummel, der seit jeher alle Lied- und Gedichttexte schreibt, eben nie. Seine Texte sind denn auch das Besondere, von dem die stimmgewaltigen drei auf der Bühne leben: Wenig andere lyrische Autoren verstehen sich darauf, bayerisches Lebensgefühl so typisch wie spielerisch einzufangen und satirisch zu hinterfragen.

Das kommt nun im neuen Programm besonders gut zum Tragen: "München - ein grantig-komisches Musikkabarett" nennt sich die liebevoll kritische Hommage an die Heimatstadt. Tatsächlich überkommt einen da mitunter eine gewisse nostalgische Wehmut, und nicht nur, wenn eingangs wie zum Schluss kurz Weiß Ferdls "Wagen von der Linie 8" angesungen wird. Die hält sich aber stets die Waage mit befreitem, mitunter schadenfrohen Gelächter - ob beim Lied von dem, was es hier bald alles nicht mehr gibt (von der Boazn bis zum Spielplatz), beim Song über einen gewissen Verein ("Wenn wir zum FC Bayern zieh'n, dann kriegt das Leben einen Sinn"), beim mehrteiligen Wiesn-Block, beim Abwatschen der stets verregneten Open-Airs ("unser größtes Glück: Hochkultur im Tiefdruckgebiet") oder bei der bösen Kabarest-Schlafstadt-Version von "Da bin i dahoam". Und vieles mehr, von dem so gut wie nichts (vielleicht bis auf die arg ins Interkulturelle gezwungene Rede des "Vorstands der Landesstiftung Bayerisches Grillgut") abfällt.

Früher hatte sich Kabarest auch an Tagespolitischem und Typenkabarett versucht. Für beides gab und gibt es Berufenere. Mit "München" konzentriert man sich auf das, was man am besten kann. Auch manche Kostüm- und Requisitenverfehlung hat Regisseur Cornelius Gohlke ausgetrieben: Diesmal ist alles so aufs Wesentliche reduziert wie das verpixelte Münchner Kindl im Stadtwappen, das als einzige Bühnenrequisite vor dem Keyboard hängt. Vielleicht ist das Ganze aber auch deshalb so rund und gut, weil man geübt hat. Zur 850-Jahr-Feier legte man bereits 2009 ein München-Programm auf, "Es kann nimmer besser werden" hieß es. Damals "fake news", denn so gut wie heute war Kabarest noch nie.

Kabarest , bis Samstag, 25. März, 20 Uhr, Heppel & Ettlich, Feilitzschstraße 12

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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