Meisterklassen:Fröhliche Wissenschaft

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Auf historischen Tasten: der Augsburger Meistersommer

Von Rita Argauer, Augsburg

Im Sommer machen die Institutionen dicht. Die Stadttheater schließen die Türen, die Orchester machen Pause. Doch immer mehr Kunstschaffende wissen diese Unterbrechung des sonstigen kulturellen Überangebots zu nutzen. Und in diese Lücke hat Christoph Hammer in den vergangenen Jahren ein breites Publikum zu einer populärwissenschaftlichen, musikhistorischen Veranstaltungsreihe gezogen. Das passt zu seiner Profession, denn seit drei Jahren hat Hammer eine Vertretungs-Professur für historische Tasteninstrumente am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg inne.

"Wir hatten in den vergangenen Jahren einen unglaublichen Publikumszuspruch", sagt Hammer, etwas, das ihn ermutigte die Sommerklassen fortzuführen und zu erweitern. Denn hinter dem "Augsburger Meistersommer" verbergen sich öffentliche Meisterklassen. Und da Hammer, bevor er in die schwäbische Stadt zog, an der "University of North Texas" lehrte, ist er international bestens vernetzt und holt im August spannende Gastdozenten nach Augsburg - die dann eben nach den täglichen Workshops auch selbst auftreten werden. Etwa seine Kollegen aus dem Fach Gesang Rufus Müller, Dominik Wortig und Martin Bruns, die an diesem Freitag im Schaezlerpalais einen Liederabend geben. Oder die Matinee mit Cynthia Roberts von der Juilliard School New York an der Barockvioline am Sonntag, 7. August.

Seit 2013 veranstaltet Hammer diese Summerschool mitsamt den Konzerten bei freiem Eintritt. Die historische Aufführungspraxis steht da oft im Vordergrund - schon wegen seines Fachgebiets: alte Tasteninstrumente, insbesondere der Hammerflügel. Doch in diesem Jahr ist auch ein Kuriosum dabei: Mit seinen Kollegen Jeff Bradetich aus Texas und Andreas Bennetzen aus Dänemark präsentiert Hammer am Samstag, 8. August ein Orchester, ausschließlich mit Kontrabässen besetzt. "Das soll natürlich auch Spaß machen und lustig sein", sagt er, doch birgt das Experiment zudem einen historischen Ansatz: Beethoven selbst habe seine Cello-Sonate op. 5, 2 in g-Moll mit einem Kontrabassisten statt der Cello-Stimme gespielt, nun wird Hammer diese selten gehörte Besetzung wiederbeleben. Im weiteren Programm spielt das 18-köpfige Bass-Orchester Arrangements, die von Bach bis hin zum Jazz reichen, denn "Klassik darf auch mal gut unterhalten, das tat sie auch in der Vergangenheit".

Augsburger Meistersommer, Freitag bis Sonntag, 5. bis 9. August, Programm unter: www.philso.uni-augsburg.de

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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