"Mein Kampf":Keine kommentierte Auflage in naher Zukunft

In der Süddeutsche Zeitung fordert der NS-Experte Hans Mommsen eine wissenschaftliche Ausgabe von Adolf Hitlers Buch. Doch die bayerische Landesregierung sperrt sich gegen jegliche Nueauflage des Gesamtwerks.

Eine wissenschaftliche Ausgabe von "Mein Kampf" wird es trotz der jüngsten Forderung des Historikers Hans Mommsen in naher Zukunft nicht geben. "Natürlich wäre es grundsätzlich schön, wenn wir eine kommentierte Edition hätten", sagt Udo Wengst, der stellvertretende Direktor des Instituts für Zeitgeschichte. Das Thema sei in den vergangenen Jahren im Institut mehrfach diskutiert, aber nicht abschließend entschieden worden.

Der NS-Experte Mommsen hatte in seinem Beitrag für die Süddeutschen Zeitung geschrieben, eine wissenschaftliche Edition sei "längst überfällig". Für diese sei das Münchner Institut für Zeitgeschichte "in jeder Weise prädestiniert". "Erst eine umfassende textkritische Aufschlüsselung der politisch-historischen Bezüge in 'Mein Kampf' vermag den Mythos der ideologischen Originalität und intellektuellen Qualität von Hitlers Suada endgültig auszuräumen", schreibt Mommsen.

"Grundsätzlich offen für Auseinandersetzung mit 'Mein Kampf'"

Dass die bayerische Staatsregierung noch bis zum Jahr 2015 die Urheber- und Verlagsrechte an Hitlers "Mein Kampf" innehat und sich gegen den Druck des Buches in Deutschland sperre, "sollte kein unüberwindbares Hindernis für eine solche Edition darstellen", sagt Mommsen.

Bayern erteile nach Worten eines Sprechers grundsätzlich keine Abdruckgenehmigungen für das Gesamtwerk. Der Sprecher des bayerischen Finanzministeriums betonte, Bayern nehme die Rechte aus Respekt gegenüber den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sehr restriktiv wahr. "Dabei steht das Bayerische Staatsministerium der Finanzen einer kritischen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Werk 'Mein Kampf' grundsätzlich offen gegenüber."

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