Marion Cotillard und der 11. September:"Wir werden belogen"

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Sie ist die Oscar-Überraschung des Jahres: Zum ersten Mal wird eine Französin zur besten Schauspielerin gekürt. Doch nun ist Marion Cotillard in den USA schwer in Ungnade gefallen - weil ein altes Interview ausgekramt wurde.

Marion Cotillard berührte in der langen Oscar-Nacht die Herzen am schönsten: "You really rock my life", dankte sie mit entzückendem französischen Akzent ihrem Regisseur, in ihren großen braunen Augen blitzten Tränen, und insgesamt sorgte die mädchenhafte 32-jährige Darstellerin der Edith Piaf aus "La Vie en Rose" nicht nur mit ihrem Meerjungfrauen-Kleid für Begeisterung.

Doch in den USA schlägt diese Begeisterung gerade um in Entsetzen: Seit die französische Internetseite Marianne 2 am Samstag ein Interview veröffentlichte, das das französische Fernsehen im Februar 2007 mit der Schauspielerin geführt hatte, nimmt die US-Bevölkerung mit Erstaunen zur Kenntnis, dass die Französin und Green-Peace-Aktivistin meint, die Öffentlichkeit werde über erstaunlich viele Dinge belogen. Vor allem glaube sie persönlich nicht an die offizielle Version der Terroranschläge rund um den 11. September.

"Wir haben schon andere Hochhäuser ähnlicher Bauart gesehen, die von Flugzeugen getroffen wurden. Aber sind die abgebrannt? Da war ein Hochhaus, ich glaube in Spanien, das 24 Stunden lang gebrannt hat. Und es ist nie eingestürzt. Sie sind alle nie eingestürzt. Aber dort stürzt alles in wenigen Minuten ein. Da kann man nachher sehr lange darüber reden", zitiert die Zeitung New York Daily News aus dem Interview mit Cotillard.

Karriere beendet?

Es ist also kein Wunder, dass patriotische US-Amerikaner dieser ihnen bisher unbekannten Französin, die nach eigenem Bekunden nicht mal an die Mondlandung glaubt, nun nicht mehr so freundlich gesonnen sind. Das geht so weit, dass in US-Medien gefordert wird, dass sie "nie wieder einen Preis in dieser Stadt" gewinne - Gerüchten zufolge fordern die ersten Stimmen, sie solle den Oscar zurückgeben, ihre Hollywood-Karriere sei beendet.

Prompt muss ihr Anwalt einspringen, und schwer bedauern: "Marion hatte nie die Absicht, die Terroranschläge vom 11. September 2001 in Frage zu stellen, und sie bedauert, dass alte Bemerkungen aus dem Kontext gerissen wurden", versichert ihr Pariser Anwalt Vincent Tolesano.

Cotillard selbst hatte schon vor den Vorwürfen keine Lust mehr auf Interviews: Sie habe nicht vor, auch noch eine einzige Frage über sich zu beantworten, sagte sie dem Branchendienst starpulse.com nach der Preisverleihung. Die gebürtige Pariserin hatte für ihre Rolle der Edith Piaf in "La Vie En Rose" bis zur Verleihung der Academy Awards mehrere Monate mit Promotion für den Film zugebracht. "Ich bin es in Frankreich nicht gewohnt, ständig über mich erzählen zu müssen. Daher bin ich froh, dass dies nun alles vorbei ist und ich wieder nach Hause fahren kann", sagte die Schauspielerin - bevor die Welt über das Internet mit ihrer politischen Meinung konfrontiert wurde.

Das mit der Ruhe wird jetzt noch ein wenig auf sich warten lassen. Im Moment weiß man nämlich nicht, wie man an ihrem neuesten Drehort auf die Jungschauspielerin reagieren wird: Für ihren neuen Film mit Johnny Depp starten die Dreharbeiten nächste Woche in Chicago. Der Titel des Films lautet "Public Enemies", also: "Staatsfeinde".

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