Literaturwissenschaft:Visionär mit Zwicker

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Eine Sammlung von Aufsätzen stellt Otto Julius Bierbaum als Netzwerker der literarischen Moderne vor

Von Christian Jooß-Bernau, München

Richard Strauss bestellte Gedichte zur Vertonung bei ihm. Er habe den "Geschmack von Morgen, vielleicht von Übermorgen" verbeugte sich Rainer Maria Rilke ehrfurchtsvoll vor seiner Lyrik. Gerade dieses Lob aber zeigt, wie sich in den folgenden 100 Jahren die Wertung und Wahrnehmung verschoben hat, die den einen zum Klassiker machte, während sie den anderen, dessen Gesammelte Werke man beim Antiquar findet, dem Vergessen anheim gab. "Otto Julius Bierbaum. Akteur im Netzwerk der literarischen Moderne" heißt der von Björn Weyand und Bernd Zegowitz im Quintus Verlag herausgegebene Band, der in 17 hauptsächlich literaturwissenschaftlichen Beiträgen einer Künstlerpersönlichkeit nachforscht, die auch gerne über das Wort hinausblickte. Die Biografie dieses unruhigen Schlesiers, der bei allem Hin und Her doch lange in München lebte, ist in diesen, in vielen Fällen auf die textimmanente Analyse fokussierten Texten nur Verständnisbeiwerk, was den Blick frei macht auf den Künstler als Denker, eingespannt in die kreative Unruhe der Jahrhundertwende.

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