Literaturperformance:Roman mit Musik

August Zirner vertieft sich in "Frankenstein"

Von Egbert Tholl, München

Er könne, sagt August Zirner, in seinem Leben nie mehr die fünf Jahre Musikkonservatorium aufholen, die ihm fehlen. Doch er ist auf gutem Weg dahin. Denn Zirner ist nicht nur ein fabelhaft genauer Schauspieler, der zuletzt in München im "Nathan" des Volkstheaters Premiere hatte, er spielt auch Querflöte. Und zwar sehr gut; vor allem aber denkt er Musik. Am liebsten in der Verbindung mit Text. Er hat eine Vorliebe fürs Melodram, also für die Verbindung von gesprochener Sprache mit Musik, und nun hat er ein eigenes Stück dafür erfunden. Zusammen mit dem Spardosen-Terzett präsentiert er am Sonntag auf der großen Bühne des Volkstheaters "Frankenstein" nach dem Roman von Mary Shelley.

Zusammen mit Kai Struwe von der ihn schon oft kongenial begleitenden Combo ging Zirner der Essenz des Romans auf den Grund. Die besteht für ihn in Victor Frankenstein und dessen Drang, den (eigenen) Tod zu überwinden. Deshalb erschafft der das Monster. Und deshalb wird sich der musikalische, annähernd durchkomponierte Fluss unter und neben Zirners Monolog vom perfekten "Wohltemperierten Klavier" Bachs wegbewegen zu Spieldosenmusik, entfernten Jazzakkorden, Funk, der stilisierten Abstraktion eines Kinderstücks bis zu stilistisch nicht mehr einordenbaren Bereichen, elektronischen Seelenlandschaften aus E-Piano, einem alten Roland-Synthesizer, viel Schlagwerk, Bass und Zirners Flöte.

August Zirner: Frankenstein , Sonntag, 26. November, 20 Uhr, Volkstheater, Brienner Straße 50

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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