Gleich am Anfang des kleinen Büchleins steht ein authentischer Fall aus den Siebzigerjahren: Ein ARD-Intendant hatte einem Mitarbeiter wegen eines satirischen Textes Mikrofonverbot "in seinem Haus" erteilt, mit der Begründung, jener habe " den Freiraum der Satire erheblich überschritten" und "offensichtlich kein Verständnis für das echte Wesen der Satire". Ohne dass er es schreibt, der Autor selbst war der Betroffene: Henning Venske, der als Theatermann, als Pardon-Chefredakteur und als Kabarettist später noch oft in Konflikt mit selbsternannten Satirekennern und amtlichen Satirewächtern geraten sollte. Nach so viel Praxis und mit dem Attentat auf "Charlie Hebdo" als letztem Anlass kam Venske nun auf die Idee, einmal grundsätzlich nach Geschichte, Wesen und Wirkung dessen zu fragen, was man Satire nennt.
"Satire ist nur ein Affe im Hirn" heißt das Ergebnis, ein kleines Brevier, das kaum größer als DIN A6 wieder einmal beweist, dass es auf die inneren Werte ankommt. Kundig und kurzweilig verfolgt Venske die Geschichte der Satire, von Aristophanes und Lukan über die Hofnarren des Mittelalters bis zu Swift, Walter Mehring oder Margarethe Beutler. Luzide erklärt er die nie erreichten Ziele, erläutert die Inhalte und Methoden, vor allem aber die Gegner der Satire. Das Buch endet mit einem Thomas-Morus-Gebet - sehr satirisch für einen Agnostiker und Dogmenhasser wie Venske. Die praktische Anwendung seiner Gedanken kann man zurzeit auch bei seinem Jahresrückblick in der Lach- und Schießgesellschaft genießen.
Henning Venske: Satire ist nur ein Affe im Hirn , Westend Verlag; Donnerstag bis Samstag, 21. bis 23. Januar, 20 Uhr, Lach- und Schießgesellschaft, Ursulastraße 9