Leiter der Bayreuther Festspiele:Weia! Weia! Wolfgang Wagner wagt den Rückzug

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Schon lange war sein Rücktritt im Gespräch - manche konnten ihn kaum erwarten. Nun scheint es soweit zu sein. Ein Signal auch für den künstlerischen Neuanfang?

Wagner werde zum 31. August 2008 von seinem Amt zurücktreten, teilte der bayerische Kultusminister Thomas Goppel (CSU) mit. Die Festspielleitung wird dann aller Voraussicht nach auf seine beiden Töchter Eva Wagner-Pasquier, 63, und Katharina Wagner, 29, übergehen.

Der Stiftungsrat der Festspiele wollte am Dienstagnachmittag über diese Lösung beraten, die Wagner selbst vorgeschlagen hatte. Wolfgang Wagner, 89, ist der Enkel des Komponisten und Festspielgründers Richard Wagner (1813-1883) und steht seit 1951 an der Spitze der Bayreuther Festspiele.

Über Wagners Rücktritt war in den vergangenen Tagen intensiv zwischen dem Stiftungsrat und Wagners Anwälten beraten worden.

Viermonatige Bewerbungsfrist beginnt

Nach einem Gespräch am Montag mit dem Geschäftsführer der Richard-Wagner-Stiftung, dem Bayreuther Oberbürgermeister Michael Hohl (CSU), signalisierte Wagner seine Zustimmung zur Einleitung des Nachfolgeverfahrens. Der Stiftungssatzung zufolge beginnt nun eine viermonatige Frist, in der Nachkommen von Richard Wagner ihre Bewerbung um die Festspielleitung einreichen können.

Allerdings haben die Vertreter im Stiftungsrat bereits deutlich gemacht, dass sie der Tandemlösung mit den beiden Wagner-Töchtern, den Halbschwestern Eva und Katharina, zustimmen werden.

Sowohl Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) als auch der bayerische Kunstminister Thomas Goppel (CSU) und der Chef der Mäzene "Gesellschaft der Freunde von Bayreuth", Karl Gerhard Schmidt, halten dies für die beste Lösung. "Damit bleiben die Festspiele handlungsfähig", sagte Goppel am Dienstag in Bayreuth.

Jahrelanger Streit

Über die Nachfolge in Bayreuth hatte es jahrelang Streit zwischen Wagner und dem Stiftungsrat gegeben. Im Jahr 2001 hatte das Gremium bereits Eva Wagner-Pasquier zur neuen Festspielchefin gekürt.

Wolfgang Wagner, der einen Vertrag auf Lebenszeit hat, weigerte sich damals jedoch, seinen Posten für die Tochter, mit er sich überworfen hatte, zu räumen. Sein eigener Plan, seine zweite Ehefrau Gudrun als Nachfolgerin durchzusetzen, scheiterte am Widerstand des Stiftungsrats.

Auch der Versuch, die Tochter aus zweiter Ehe, Katharina, als alleinige Nachfolgerin aufzubauen, fand keine Zustimmung. Erst nach Gudrun Wagners plötzlichem Tod am 28. November 2007 kam Bewegung in die festgefahrene Nachfolgediskussion. Wagner versöhnte sich mit Eva, seiner Tochter aus erster Ehe, und schlug am 8. April die Tandemlösung mit den beiden Halbschwestern vor.

Alleinherrschaft seit 1966

Wolfgang Wagner leitete die Festspiele zunächst gemeinsam mit seinem älteren Bruder Wieland. Nach dessen frühem Tod im Jahr 1966 übernahm Wolfgang Wagner die Alleinherrschaft am "Grünen Hügel".

Er stabilisierte die Festspiele finanziell, erneuerte das Opernhaus und holte Regisseure wie Götz Friedrich, Patrice Chéreau und Christoph Schlingensief nach Bayreuth. Unter seiner Ägide entstanden rund 1600 Aufführungen im Festspielhaus. Daneben schuf er zwölf eigene Inszenierungen.

© sueddeutsche.de/dpa/pak/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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