Es ist erstaunlich, was alles in das süße, kleine Hofspielhaus hineinpasst. Etwa ein ganzer "Hamlet", wenn auch nicht ganz der richtige, sondern Tom Stoppards Variation davon, "Rosenkranz und Güldenstern sind tot". Sind sie ja bei Shakespeare am Ende auch, die beiden vermeintlichen Freunde Hamlets, die König Claudius (oder war es Polonius) herbeischafft, auf dass sie Hamlets Geist erforschen. Als sie damit nicht weiterkommen, reisen sie mit Hamlet nach England, im Gepäck einen für Hamlet tödlichen Brief, den dieser austauscht, so dass nun die beiden dran glauben müssen.
Stoppard wollte den beiden Randfiguren Shakespeares die Ehre eines eigenen Stücks zuteil werden lassen, und im Hofspielhaus verschärft dies Regisseur Dominik Wilgenbus noch weiter. Denn in seiner passgenau ins Theaterchen hineingezwängten Inszenierung gibt es Rosenkranz und Güldenstern, natürlich, und es gibt David Hang. Hang spielt den Schauspieler, der der Schauspieler ist, und weil er der Schauspieler ist, spielt er auch noch ein paar andere Rollen, wobei die meisten Figuren hier nur akustisch auftauchen, hübsche Einsprengsel aus bestehenden "Hamlet"-Aufnahmen, die Wilgenbus sammelte. Kinski ist auch dabei.
Immer wenn Max Beier und Niels Klaunick - sie sind Rosenkranz und Güldenstern oder umgekehrt - auf die Shakespeare-Zitate reagieren, wird es erfrischend konkret. Dann wieder mäandern sie durch weite Felder der Philosophie, spielen und rezitieren und machen auf dem kleinen Raum erstaunliche körperliche Dinge. Klar, man merkt dem Stück sein Alter von 50 Jahren an, man spürt die Beckett-Nähe, und vielleicht wollte Stoppard klüger sein, als er ist. Aber Wilgenbus nimmt ihn ernst, und daraus erwächst ein Theater im Kopf, das das Zuhören und die Sprache feiert und die Schauspielerei dazu. Viel denken die beiden über das Leben und den Tod nach, eigentlich sterben sie zwei Stunden lang, sind aber guter Laune.