Kurzkritik:  Soul/Funk/Hip-Hop:Maximal funky

Lesezeit: 1 min

"The Soul Rebels" und Talib Kweli in der Muffathalle

Von Claus Lochbihler, München

Wenn sich zwei Plattenspieler in ein Musikinstrument verwandeln lassen, kann eine Blaskapelle auch Hip-Hop spielen. So oder ähnlich lautet die Gründungsprämisse der Soul Rebels, einer achtköpfigen Brass Band aus New Orleans, die sich darauf spezialisiert hat, Pop- und Hip-Hop-Klassiker nachzublasen. Mit maximal viel Blech, zwei Stehtrommlern und dem Rapper Talib Kweli als Stargast.

An einem Verstärker hängt beim Konzert in der Muffathalle nur das Sousafon. In seinen Windungen steckt Manuel Perkins jr., der Mann mit dem wohl härtesten Job an diesem Abend: nämlich für einen wummernden Bass zu sorgen. Von Weitem hat Perkins etwas von einem blechernen Zwergelefanten, der sich auf die Bühne verlaufen hat, um aus seinem Rüssel mitzupusten. Darüber legt sich wild, schrill und funky ein dicker, fetter Bläsersatz aus zwei Trompeten, zwei Posaunen und einem Tenorsaxofon. Soliert wird auch, aber darum geht es nicht. Sondern um einen mitreißenden, loop-artigen Brass-Band-Rausch, der irgendwo bei Louis Armstrong anfängt, dann den bläsergetrieben Soul der Sechzigerjahre streift, um beim Hip-Hop und Talib Kweli zu landen.

Der MC, den man aufgrund der Ankündigung leicht für den Hauptact des Abends hätte halten können, kam - inklusive der Zugaben - nur für 35 Minuten als Stargast auf die Bühne. Aber Kürze machte Talib Kweli mit Intensität wett: Der Rapper aus New York, der schon beim Sprechen so klingt, als könnte er seine Worte beliebig vor- und rückwärtsspulen, versteht es, in ein Konzert wie ein Blitz einzuschlagen. Auf eine Hommage an den kürzlich verstorbenen Hip-Hop-Kollegen Prodigy folgten "Hot Thing" und "I Try", natürlich ohne Mary J. Blige, dafür mit mehr tänzelndem Latin-Touch als im Original. Und gingen The Soul Rebels schon vor Talib Kweli kräftig ab - mit dem Rapper gingen sie und das Publikum noch mehr ab. Am Schluss gab es in der Muffathalle noch - ohne den Rapper - ein "Sweet Dreams (Are Made Of This)" als letzte Zugabe.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: